Dienstag, 26. Juli 2011

venit tempus, man muss dann sofort einschreiten und muss dieser Rede zuvorkommen, man muss sie verbieten, man muss die Redenden so beschimpfen und bedrohen, dass ihnen die Lust an weiteren Reden vergeht, so verhindern wir den Genozid, till dig, so verhindern wir den Holocaust, jetzt wissen wir, warum so viel vom Holocaust geredet wird, warum es Holocaustmuseen und Holocaustprofessoren gibt, jetzt wissen wir es, voraus,
von den Höhlen der Löwen, lächeln Sie, wenn Sie das vorlesen, suchen Sie ihre Augen, sagen Sie, dass Sie sich einen Menschen wünschen, dem Sie diese Lieder vorlesen könnten, von den Bergen der Panther, nein, in diesem Ungetüm von Buch steht nicht nur monstruöser Unsinn, in diesem Buch steht ganz ungeheuer Schönes, das Schöne, das uns von selber nicht mehr einfällt, müssen wir eben aus solchen Konserven beziehen, du hast mich beherzt gemacht, das ist ein gewaltiger Satz, sagen Sie ihr das, wie wenig beherzt sind doch wir,
wir sind ein Leben lang scheu und ängstlich, auch jetzt, gerade jetzt wieder sind wir keineswegs beherzt, sondern treiben mit diesen Stimmungen üblen Scherz, meine Schwester Braut, wir führen immer eine Flasche mit Wasser mit uns, Wasser ist lebenswichtig, es garantiert unsere Existenz in dieser im übrigen durchaus erträglichen Madrider Sommerhitze, aber wie steht es mit den Bäumen und den anderen Pflanzen, une odeur suave, wer gibt ihnen Wasser, wir sind immer um alle Pflanzen besorgt und denken, wer gibt ihnen Wasser, gibt denn niemand Wasser, müssen sie auf Regen warten, sechs Monate lang, wer, wie wir, zu allen Tageszeiten durch den Park geht, findet in den Morgenstunden eine Antwort auf diese Fragen. Gartenarbeiter zapfen Hydranten an, legen dicke Leitungen und setzen Anlagen in Bewegung, die in weitem Umkreis Nässe verbreiten, prope est dies occisionis,

Sonntag, 24. Juli 2011

wer durch den Park geht, muss aufpassen, dass er nicht in eine dieser sich langsam bewegenden Wände aus sprühenden Wasserstrahlen gerät, also für die Pflanzen wird demnach gesorgt, aber ob auch für alle Pflanzen gesorgt wird, ob die Arbeiter auch sorgfältig genug spritzen, dieser holde Geselle, er ist ein Vampir, ein ungeheurer Egoist, der alle Menschen aussaugt, ausnahmslos, wer sich mit ihm einlässt, erhält nichts, es wird ihm nur alles genommen, oder kann man sagen, dass man etwas erhält, wenn tausendzweihundert Blatt beschriebenes Papier erhält, wem ist damit gedient, ton nom est un parfum, was soll sie damit anfangen, sie kann rein gar nichts damit anfangen,

du folk som bor här i landet, aber ob es nicht doch Gräser, Stauden, Gebüsche, Hecken und Bäume gibt, die nicht genug Wasser erhalten, die unterversorgt sind und zugrunde gehen, wenn man sich nicht um sie kümmert, wie gern wären wir Arbeiter in der städtischen Gärtnerei und zuständig für die regelmässige und flächendeckende Wasserversorgung des Retiro,
wie würden wir aufpassen, dass jedes Gräschen den nötigen Gutsch Wasser erhält, du hast mich beherzt gemacht durch ein einziges deiner Augen, sagen Sie, ich weiss, dass uns die Erfindung der Schrift zugrunde richtet, ich verstehe dich, dass du keine Bücher lesen willst, du brauchst ja keine Bücher, du trägst alles Wissen in dir, aber was wäre ich ohne diese Bücher, des Reisenden, ich wäre ja wirklich gar nichts mehr, was könnte ich denn noch tun ohne diese Gedankenspeicher, fassen wir sie doch als eine Art von Fetisch auf, als Zaubermittel, um uns zu bezaubern,
bezaubert es dich denn nicht, durch ein einziges Kettchen deines Halsschmuckes, eine entscheidende Voraussetzung für Mitleid, nämlich Empathie, die Fähigkeit, sich in die Gefühle anderer zu versetzen, ist wahrscheinlich uralt und schon bei einigen Primaten vorhanden, et non gloriae montium, die soziobiologische Erklärung lautet, dass Empathie der sozialen Kompetenz und damit auch dem Rang in der Gruppe dient, Mitleid mit Verwandten kann ein Vorteil für die Genverbreitung sein, aber wie steht es mit dem Mitleid gegenüber Fremden oder gar anderen Lebewesen, warum haben wir Mitleid mit Tieren, warum weinen wir, weinen lange, wenn unser Kater stirbt, donec,
donec, warum bemitleiden wir Schnecken, Hühner, Walfische, Bäume, Pflanzen, dass er auch heute segnend kränze, vielleicht leiten uns unsere Phantasie und unser Egoismus in die Irre, wir sehen im Bild des hilflosen, gequälten Tieres uns selber, vielleicht leitet uns aber auch ein tiefes Gefühl für die Einheit alles Lebendigen, ein Gefühl dafür, dass es allen gut gehen muss, dass alle ein Recht auf ein anständiges Dasein haben, wenn das Ganze Sinn und Zukunft haben soll,

Samstag, 23. Juli 2011


damn man you are sick, non est enim populus sapiens, Them Belly Full, der Untergang ist im System drin angelegt, Shake Em On Down, etwas für Clavier und Gesang, Alexander Besborodko, are you an emo, o gib öis fraue, er ging eine Ehe mit Seka von Achenbach ein, die jedoch nicht lange währte, Eerste Visioen, c'était un peuple sans intelligence, Final Fantasy VII, line upon line, line upon line, Palermo, a little here, a little there, damn you are SICK SON, wir müssen die Sache ausreifen lassen, Alexander Wasiltschikow, Zischka lebte bis zu seinem Tod 1978 unbehelligt in der DDR, Wilhelmine Enke,we had some very bad people outside, Derde Visioen, Schwanken bei der Schau, Designing Your Life, wanken beim Schiedsspruch,


Freitag, 22. Juli 2011

wie schön ist deine Liebe, meine Schwester Braut, fragen Sie sie, ob sie eigentlich auch jemanden habe, der sie ein bisschen liebe, so eine Art Freund, parfum, es muss nicht unbedingt jetzt sein, beim Bibellesen, diese Frage ist eine heikle Frage, ist vielleicht die allerheikelste Frage, die sich stellen lässt, behalten Sie diese Frage im Kopf, stellen Sie sie später, in einer anderen, noch besseren Situation, in der Sie sicher sind, mit dieser Frage nicht alles zu verderben, sagen Sie demnach etwas anderes, Unverbindlicheres, wieviel köstlicher ist deine Liebe als Wein, Lob des Reisens, Verherrlichung der Pilgerschaft,
wer hohen Mutes ist, dem genügt nicht die Kenntnis eines Landes, manche wandern als Ritter, andere wegen des Glaubens, wieder andere reisen, um Handel zu treiben oder um die Wunder der Welt zu sehen, nunc de propinquo effundam iram meam super te, andere reisen, weil es grosse Strukturen gibt, die Reisen als notwendig erscheinen lassen und die sich daher die Mittel zu verschaffen wissen, um massenhaft Reisen zu finanzieren, viele reisen womöglich wegen der Liebe, weil sie hoffen, einen Ort auf der Erde zu finden, wo es Liebe gibt,

Donnerstag, 21. Juli 2011

und der Duft deiner Salben köstlicher als sämtlicher Balsam, sagen Sie, dass es doch merkwürdig sei, dass von 1200 Seiten heiliger Schrift nur drei Seiten wirklich heilig seien, din stund kommer, was ist das für eine idiotische Menschheit, die solche elenden Schriften hervorbringt, wenn wir der heilige Geist wären und für die Bibel verantwortlich, würde die Bibel anders aussehen, dann würden dort Dinge stehen, die sich jetzt nicht vorlesen liessen, anstatt Salbe würden dann auch andere Worte zu Ehren kommen,
vielerlei Worte, deutlichere und weniger deutliche, man würde auch vor sehr deutlichen Worten nicht zurückschrecken, auch ein Wort wie Saft würde verwendet, und der Duft deines Saftes köstlicher als sämtlicher Balsam, wollen Sie die Wahrheit hören, kränze das Haupt mir,
die Wahrheit ist die, dass unsere Ausstattung seit einigen tausend Jahren nicht mehr an unsere Umwelt angepasst ist, unsere emotionalen Verhaltensgrundlagen, unser Verhalten, unsere gesamte Gehirnkonstruktion sind nicht an die Bedingungen auch nur einer einfachen Zivilisation angepasst, schon gar nicht an die Bedingungen einer technologischen Hochzivilisation und einer künstlichen Umwelt, un parfum qui se répand, es wären dazu noch ein paar Jahrhunderttausende Entwicklung nötig gewesen, es ist alles viel zu schnell gegangen, der Sündenfall liegt noch nicht sehr weit zurück, er geschah vor etwa zehn- oder zwanzigtausend Jahren, als sich die ersten Menschen dauerhaft auf einem Territorium niederliessen, den Boden bebauten und erstmals einen Überfluss produzierten,
et conpleam furorem, das Gehirn hat diese neolithische Revolution der Sesshaftigkeit und Agrarkultur und allem folgenden evolutiv nicht mitmachen können, wir sind noch immer Steinzeitjäger, auch wenn wir Autos haben und Fernsehen und Computer und Grossstädte und Spätkapitalismus, unser Gehirn durch diese Phänomene überfordert, aber das wissen Sie ja sicher alles selber, man redet seit Jahrzehnten davon, man hat das womöglich schon gewusst, als man die Früchte auf den ersten Feldern reifen sah,

Mittwoch, 13. Juli 2011

Saft, sagen Sie das, Saft,

 
und mit Arthur Koestler hoffen wir auf die Entwicklung einer Kombination hilfreicher Enzyme, die den Neokortex befähigen, sich gegen die Dummheit des archaischen Hirns zur Wehr zu setzen, mit dem heiligen Mohn, und fünfzig beide nackt werde ich rufen, im Altersheim, fünfzig beide nackt, etwas vom Bösesten, Gröbsten, das ich je sah, war ein Scherge, der bei Jesus stand, als er dem Volk gezeigt wurde, er schien krank vor Wut und Gemeinheit und kniff Jesus, um dessen Auftreten möglichst würdelos werden zu lassen, hinterrücks, meum in te, er habe sich jetzt eingerichtet, in der Verzweiflung und Schönheit komplizierter Seelenarbeit, eingerichtet, so ziemlich,
c’est pourquoi, so könnten wir diese Lücke in der Evolution schliessen und den Uebergang vom Wahnsinnigen zum Menschen einleiten, was nötig wäre, wäre eine allgemeine Weisheitspille, ein Mittel gegen Fanatismus, Aberglauben, Blindheit, Beeinflussbarkeit, eine kollektive Menschheitsberuhigungspille, ein grosser Tranquilizer, förvirringens dag är nära, man müsste nur acht geben, dass die schöpferischen Potenzen des Menschen unberührt blieben, sein bisschen Phantasie, seine Freude am Schönen und Guten, wobei wir uns auch hier noch Fortschritte erhoffen, was haben wir denn eigentlich vorzuweisen, ein paar langweilige Symphonien, einige merkwürdige Bilder und komische Gegenstände, die uns nur gefallen, weil wir auch sehr Merkwürdige und Komische sind,
und viele Bücher, in denen die Autoren einander widersprechen und beschimpfen, aber was, auf all das könnten wir problemlos verzichten, wenn wir dafür Ruhe erhielten, ein Haus am Waldrand, zwei Katzen, einen treuen Hund, einige liebe und kluge Nachbarn, aber wo gibt es denn kluge Nachbarn, Wabenhonig träufeln deine Lippen, o Braut, lesen Sie das, tun Sie das, ich bin äusserst gespannt auf die Reaktion ihrer Braut,
und reden Sie wieder von der neuen Bibel, die Sie machen würden, wenn Sie der heilige Geist wären, Wabenhonig, auch dafür gibt es andere Worte, wir haben doch schon davon gesprochen, von den erstaunlichen Leistungen der speichelproduzierenden Drüsen, bis zu zwei Meter weit kann der Speichel spritzen,

Montag, 11. Juli 2011

Milch und Honig birgt deine Zunge, das Wort Zunge allein vermag Sie entscheidend voranzubringen, es müssen nicht unbedingt tausend Seiten sein, die einer vorlegen muss, um Erfolg zu haben, diapsalma, es kann ein einzelnes Wort sein, das ihn zum Ziel bringt, Zunge zum Beispiel ist eines dieser wirkungsvollen Wörter, Zungenspiel, Zungenschlag,
auch ein Wort für die endlosen nächtlichen Gänge in der gerontologischen Abteilung, Sie kommen kaum mehr voran, benötigen für zehn Meter eine Viertelstunde, aber reden können Sie noch, ein enormer Zungenschlag, flüstern Sie, wenn die Nachtschwester vorbeigeht, Zungenkunst, haben wir eine genetische Veranlagung zu einer Vogel-Strauss-Strategie in uns, das ist die Frage, die sich stellt, ist Fatalismus angesichts einer grossen Bedrohung ein genetisch verankertes, artspezifisches Verhalten des Menschen, et iudicabo te iuxta vias tuas,
die Disposition dazu scheint vorhanden zu sein, freuen wir uns, dass sie nicht so extrem ausgeprägt wie bei den Käfern und Insekten, bei diesen Tierchen hat die Entwicklung zum Totstellreflex geführt, bei uns kann von einem Reflex nicht die Rede sein, man bewegt sich im allgemeinen ja meistens noch, auch wenn es besser wäre, sich nicht mehr zu bewegen, es gibt aber, denken wir, einen Totstellreflex für das Ganze, für die Gesellschaft, die Gesellschaft stellt sich tot, daran kann es keinen Zweifel geben, et combien tes parfums sont plus suaves que tous les aromates, reden Sie so, tun Sie, als ob Sie nicht vorlesen würden, als ob Sie frei sprechen würden, und sehen Sie dann, was geschieht, Milch,

Sonntag, 10. Juli 2011

sagen Sie dieses Wort, bleiben Sie bei diesem Wort, Milch, Milch, beruhigen Sie sich im übrigen, was den Menschen betrifft, seine Flexibilität  ist enorm, bezüglich der Fähigkeit, in unterschiedlichen Umwelten zu leben, ist er bei weitem das genetisch am wenigsten festgelegte und eingeschränkte Tier,
aber was leuchtet mir dort, es ist phantastisch, was er zu leisten imstande ist, wo überall er leben kann, in welchen Verhältnissen, welchen Gegenden, sein wirksamstes Ueberlebensmittel ist der Zauberglaube, er kann immer zu diesem Zauberglauben Zuflucht nehmen, dieser Glaube sagt ihm, dass er verhext ist, dass alles, was ihn umgibt, nur Wahngebilde sind, die bösen Menschen nur Phantome, und er glaubt dies bis zuletzt, deine Bewässerungsrinnsale sind ein Granatparadies mit köstlichen Früchten, und Sie sind ja auch so ein Mensch, der in der allerschwierigsten Situation ganz gemütlich dahinlebt, so richtig unverschämt, les jeunes filles t’aiment, eigentlich ganz schamlos, då intet skördeskri, verlocht, verlocht, wie Milliarden andere,
und nie werden Sie den grossen Kriegsschauplatz erreichen, nie das Gefühl des grossen, umfassenden Sieges haben, zeuch mich, solche Worte werden Sie nie hören, zeuch mich,

so spricht man niemals zu Ihnen, sie ersinnen Böses im Herzen, er sei unglücklich über die Kleidung, die er hier von Amtes wegen tragen müsse, hörte man weiter den Herrn am Nebentisch reden, sein plötzliches Verstummen und Erkalten, das so gefährlich für seine Beziehung zu ihr sei, weil sie sich ja in solchen Momenten sofort anderen zuwende, sei zur Hauptsache auf diese Kleidung zurückzuführen, die ihn hemme wie schwere Ketten einen Sklaven hemmen würden, hinter dir,

Samstag, 9. Juli 2011

er habe ja ein Sklavenschicksal, wenn man seine Geschichte studieren wolle, müsse man die Geschichte der Sklaverei studieren, und zwar die Geschichte der extremsten Formen der Sklaverei, man müsse dann die Geschichte Haitis studieren, sagte er, wir kommen, punkto Kleidung sei sie besser dran als er, sagte er, mit ihren abgewetzten Fetzen, darin könne man nie verstummen, nie erkalten, wir kommen, Sie denken, der Zauber werde sich bald einmal aufheben, auch der Zauber, der Sie daran hindert, Ihrer Braut die Sachen zu sagen, die Sie ihr sagen möchten,
Bewässerungsrinn­sale, das ist allerhand, wer diese Bibelstelle richtig auslegen will, muss beherzt sein, fragen Sie, ob eine Auslegung gewünscht wird, eine indirekte oder eine direkte Auslegung, man kann Bibelstellen auch durch Taten auslegen, man kann demnach selber solche Bewässerungs­rinnsale erzeugen, es müssen nicht unbedingt Rinnsale sein, es kann dort durchaus auch ordentlich fliessen und schiessen und strömen, Kophersträuchern samt Nardenpflanzen,
was uns betrifft, so sind auf der Seite einer starken Variante der evolutionären Ethik, et inponam tibi omnia scelera tua, wer mit offenen Augen durch die Welt geht, sieht, dass die biolo­gischen Determinanten nicht Randbedingungen sind, sondern Imperative, denen sich kaum jemand entziehen kann, es mag dies Ausnahme­menschen in Ausnahmesituationen gelingen, dem Normalmenschen gelingt es nicht, das beweist ein Blick in die Statistik, der Spielraum für freie menschliche Entscheidungen ist klein, punkt, oder nein, nicht punkt,
die Statistik zeigt, dass sich die Idee einer freien menschlichen Entscheidung als illusionär entpuppt, sobald man eine genügend grosse Zahl von Menschen überblickt, Eheschliessungen, Geburten, Unfälle, Verbrechen undsoweiter unterliegen Gesetzen, die von den einzelnen Individuuen unabhängig sind, Nardenpflanzen, die Idee einer moralischen Autonomie des Menschen ist demnach weitgehend illusionär, wenn der Mensch eine Sonderstellung in Anspruch nimmt, so haben sie unsere beiden wunderbar verständigen, anhänglichen und liebenswürdigen Hauskatzen auch, Narde und Safran,
der Autonomiegedanke ist ein weltfremder Gedanke, was aber nicht heissen will, dass er nicht innerhalb der Evolution eine nützliche Rolle spielen kann, es ist offensichtlich ein Selektionsvorteil, wenn die Köpfe der vom Leben so gebeutelten und strapazierten Akteure in einem bestimmten Umfang von Illusionen erfüllt sind, vom Felsen glänzend, und zu diesen Illusionen gehört als eine der mächtigsten das Bewusstsein von sich selber, die Illusion der Person oder, vornehmer ausgedrückt, der Persönlichkeit, die Illusion der Identität, der Macht, der Freiheit und der Autonomie, entraîne-moi, und unsere Lebenskunst besteht darin, uns immer wieder neu in Umstände zu begeben, die uns unsere Identitätsillusion erleben lassen,

Freitag, 8. Juli 2011

Würzrohr und Zimt, auch ein Liebender mit seinem Würzrohr erfährt Identität, deshalb liebt er, aber das darf man nie fragen, man darf nicht fragen, warum man liebt, man darf überhaupt nie fragen, warum man etwas tut oder denkt,

Mittwoch, 6. Juli 2011

mit allerlei Weihrauchhölzern, für die Menschentiere gelten biologische Gesetze, sie sind Marionetten ihrer Gene, mit einem Riesenständer, ich betrachte eine Mutter als eine Maschine, die programmiert ist, dass sie alles in ihrer Macht stehende tut, um Kopien der in ihr enthaltenen Gene zu vererben, zeuch mich hinter dir, soweit darf man nicht gehen, das ist Unsinn, après toi,  wie bitte, wieso, haben Sie denn vielleicht einen Einwand, wir kommen, ja, gewiss, Sie sehen es doch auch, es gibt hier viele Frauen und immer mehr Frauen, die sich nicht als Gebärmaschine sehen, mer skall höras på bergen, das ist möglich, aber das widerlegt meine Aussage nicht,
es handelt sich dabei nur um eine vorübergehende abweichende Verhaltensform, wie Sie wissen, sorgt die natürliche Variation stets für gewisse abweichende Verhaltensformen, was Sie mir da sagen, liegt alles im Rahmen der natürlichen Variation, weltweit gesehen fallen diese sich nicht als Gebärmaschine betrachten­den Frauen nicht in Betracht, die Reproduk­tions­maschine läuft dennoch, sie läuft und läuft, es kommen jede Sekunde drei Kinder auf die Welt, und es wird niemandem gelingen, diesen Prozess zu stoppen, auch den engagiertesten Feministinnen nicht, herüber, hierzulande ist er aber gestoppt,
jeden Tag erregen sie Streit, richtig, Ihre Population stirbt aus, aber das ist nichts Besonderes, das ist ein natürlicher Prozess, es liegen hier nun einfach extreme gesellschaftlichen Veränderungen vor, in den reichen Industrieländern der Nordhalbkugel herrschen Ausnahmebedingungen, und die Menschen verhalten sich dort nur so, wie sich jedes lebendige Wesen unter unerträglichen Bedingungen verhalten würde, nämlich nicht mehr artgerecht, qui cogitaverunt iniquitates in corde,

Dienstag, 5. Juli 2011

die Menschen im Norden leben im Überfluss, und das ist ein Zustand, für den die Menschen nicht eingerichtet sind, da rasten sie aus, mein Lieber, gerade in diesem entscheidenden Moment, in welchem ihnen die Freiheit winkt, rasten sie aus, und dabei könnte jetzt die Stunde der Vernunft kommen, die Vernunft erscheinen und machtvoll auftreten, aber sie erscheint nicht oder erscheint nur unzureichend, die Folge der Befreiung von der Herrschaft der Gene ist nicht die Herrschaft der Vernunft, sondern die Degenerierung,

nous courrons, nous courrons, unter den heutigen Bedingungen der Hochzivilisation, mein Wertester, würden sich wohl auch Ratten oder Heuschrecken nicht mehr fortpflanzen, sie würden sich, wie die Menschlein hier, den Ranzen vollstopfen und so stressige Dinge wie Brutpflege und Familienleben vergessen, mit allerlei Weihrauchhölzern, und Ihre Braut wird Ihnen sagen, dass Ihnen eine grosse Veränderung bevorsteht, dass sie das in den Sternen gesehen hätte, Myrrhe und Aloë,
und Sie werden fragen, ob die grossse Veränderung von Ihnen ausgehen werde oder von äusseren Umständen, die kommen werden, Sie werden sagen, dass Sie diese grosse Veränderung nicht fürchten, dass Sie sie sogar immer gesucht hätten und sich freuen würden, wenn sie komme, aber Sie hätten es doch am liebsten, wenn sie von Ihnen selber ausgehen würde, das sei sicherer und weniger aufregend, samt allen vornehmen Duftgewächsen, nur soviel darf ich Ihnen diesmal vertrauen und auch dieses eröffne ich nur mit der dringenden Bitte gegen niemanden hievon irgend ein Wort zu erwähnen, denn sollte nicht jeder Verständige und Vernünftige,
nu skall jag snart utgjuta, bei dem reinsten Wohlwollen, und erhellet den Duft, dergleichen Aeusserungen für Phantasien, für übelverstandene Erinnerungen eines früher eingelernten Wissens halten und erklären, le roi, bei der Morgentoilette versäumte er es nie, mit kleinbürgerlicher Pedanterie seine Erinnerungsstücke anzulegen, die Manschettenknöpfe mit dem Danziger Wappen, seine vom Vater ererbte silberne Remontoir-Taschenuhr, bei der er regelmässig das Aufziehen vergass, seine Brieftasche, in der er Fotos von seinem Vater, seiner Mutter, seiner Schwester und von sich, als Baby, und als Bub mit dem Vater, herumtrug, tota die constituebant proelia,