Mittwoch, 27. Juni 2012

wir wollen nur im Park sein, die Eichhörnchen betrachten, die Tauben, die Spatzen, die Spielplätze, fingrer av flytende myrra, wir wollen zu den Eisverkäufern gehen, die im Liegestuhl vor sich hindösen, wir lassen sie schlafen, wenn sie schlafen sollten, und wenn sie nicht schlafen, so kaufen wir ein Eis, immer die berühmte Magnum, unser Lieblingseis, das es auf der ganzen Welt gibt und natürlich auch im grossen Park, wir erwarteten nicht, dass es die Magnum gibt, aber es gibt sie, in den vier klassischen Ausführungen, wir wählen jeden Tag eine andere,
der Magnumverkauf gehört zur Vollkommenheit des Parks, wir wollen uns auf eine Bank setzen und nichts tun als eine Magnum verspeisen, das muss gelernt sein, es reisst, es darf nichts von der dicken feinen Schokolade, die das Eis umgibt, zu Boden fallen, gekochet die Frücht, wir sehen aber auch die Hunde, wir sehen Hunde in tausend Arten und Formen, alte, junge, freundliche, stolze, ungehorsame, verspielte, treue, kluge, friedfertige, stille, zufriedene, in der Regel sind sie still und zufrieden wie die Menschen,

Dienstag, 12. Juni 2012

auch die Menschen erscheinen in tausend Variationen, einzeln, zu zweit, in Gruppen, immer und überall harmlos und still, auch die Ruderer auf dem kleinen See und die Jogger und Radfahrer und Rollschuhfahrer bewegen sich ohne Hast und Eifer, sie wirken entspannt, ja zerreisst die Erde, niemand eilt, niemand treibt an, man hört kein böses Wort,
auch die Wahrsager und die Kartenleger werden nur wenig von irdischen Sorgen belastet, sie sitzen auf ihren Feldstühlchen vor kleinen Tischchen und beraten Kunden, es scheint, dass es ausserhalb des Parks doch Situationen gibt, sonderbare Zweifel, Ungewissheiten, Zukünfte, über die man sich beraten muss, und auf der Erde geprüfet, und die Liebenden, und erst die Liebenden, fast hätten wir vergessen, von den Liebenden zu sprechen,

Montag, 11. Juni 2012

som vætte låsens håndtak, für die Liebenden ist der Park das Paradies, für jede Art und jedes Stadium der Liebe ist der Park der ideale Ort, Eros waltet und herrscht, er führt sie herbei, die Schwankenden, Unsicheren, er begleitet die Selbstsicheren, Zielstrebigen, er festigt die Lieben, ermutigt die Zögernden, Gehemmten, lässt sie die richtigen Worte finden, das richtige Lächeln, er leitet ihre Hände, öffnet ihre Lippen,
er weist jedem Paar seine Wege zu, seine Bank, sein Denkmal, seine Gebüsche, und ein Gesetz ist, dass alles hineingeht, und um die kleinen Cafés und Imbissbuden gibt es so viele leere Tischchen und Stühle, dass sich auch die scheusten Dichter dort zu setzen wagen, viele Tischchen und Stühle regen die Dichter an, sie holen sich ein kühles Wasser, ein Finley Tonica zum Beispiel, und schauen und horchen, Schlangen gleich,
und die Dichter hören Hundegebell, ein wirres Gekläff, die Bremsen der Radfahrer und das rasend schnelle Spanisch der Frauen, Golgatha, der rasende Fluss der Reden gibt den Dichtern viel zu denken, sie möchten auch so reden, auch so unsäglich schnell, so zum Lachen schnell, prophetisch, und die Frauen sprechen unaufhörlich mit der grössten Geschwindigkeit, es reiht sich Wort an Wort, ein endloser Strom, ein Redewunder, die Dichter trauen ihren Ohren nicht, sie können es nicht glauben, dass ein einzelner Mensch so schnell und so lange reden kann,

Mittwoch, 6. Juni 2012

ein Mensch kann gar nicht solche Mengen an Informationen in sich haben, um so zu reden, es braucht dazu gewiss eine jahrelange Übung,  es wankt und schwankt die Erde, eine besondere Technik, eine Künstlernatur vielleicht, es beeindruckt die Dichter jedenfalls enorm, es scheint, dass die rasenden Sprecherinnen eine ganz besondere Überlegenheit gegenüber dem Leben besitzen, sie sind irgendwie allwissend und wollen dieses Wissen unbedingt allen mitteilen, die Dichter staunen, die Dichter preisen sich aber auch glücklich, dass sie nicht mit einer solchen Dame verheiratet sind, sie würden es nicht aushalten, sie würden verrückt,

sie denken an ihre Freundinnen und sind diesen Freundinnen dankbar, dass sie wenig reden, jeg lukket op for min elskede, Dichter lieben alle Frauen, auch die unaufhörlich redenden,

 

aber sie können natürlich nur mit Frauen leben, die wenig reden, träumend auf den Hügeln des Himmels, man braucht, um glücklich zu sein, nur ein bisschen Platz, ein paar Bäume, Sitzgelegenheiten, etwas Wärme, einige Abfallkübel, kleine und grosse Rondellen, Ameisen, Rosen und von Zeit zu Zeit etwas Unerwartetes, aber Ungefährliches, beispielsweise eine Gruppe von Männern und Frauen, die irgendwelche östlichen Kampf- oder Meditationsfiguren üben,

ein Lehrer steht vor ihnen und zeigt die Haltungen, er bewegt sich nur alle paar Minuten, und dann ganz, ganz langsam, wir lieben diese langsamen Bewegungen und wollen zusehen, wir gehen etwas beiseite, wo wir nicht stören, und schauen den Übenden zu, sie machen einen Schritt nach vorne, warten zwei Minuten, heben dann langsam eine Hand, warten wieder, drehen sie, die Handflächen geöffnet, die Handflächen geschlossen, die Erde torkelt und taumelt wie ein Betrunkener,
es ist wunderbar, es scheint, als ob sie erstarrt wären, und vieles wie auf den Schultern, wir erstarren ja gern, wir sind ja Reptile, wir sind erstarrt und bewegen uns dann doch, einen Schritt, vorwärts, eine Wendung nach links, eine Drehung des ganzen Körpers, den Kopf hoch erhoben, eine Last von Scheitern ist zu behalten, den Kopf stolz erhoben,

Sonntag, 3. Juni 2012

wir bewegen uns im Retiro, im Park der spanischen Könige, im Park der spanischen Könige gibt es unzählige Wege, Pfade, Strassen, kleine, verschlungene, krumme, versteckte und grosse, offene, gerade, manche beschreiben einen Kreis, sind kreisrund, andere kreuzen sich in bestimmten Winkelgraden und folgen geheimen geometrischen Plänen, die der Spaziergänger erst errät, wenn er einen Stadtplan entfaltet, aber bös sind die Pfade, wir allerdings finden die Pfade nicht bös, wir haben das Selbstbewusstsein, das den Affenmenschen zum Menschen gemacht hat,

eine dümmliche Art haben wir, aber mit dieser dümmlichen Art leben wir ganz gut, nämlich unrecht, wie Rosse, wir klagen nicht, wir gehen alle diese Pfade, die geraden, die krummen, gehn die gefangenen Element, und wir fühlen uns überall wohl, ganz besonders aber auf einer gewaltigen, sehr breiten Strasse, die wohl einen Kilometer lang schnurgerade durch den Park verläuft, mit leichter Neigung, und sodann eine mächtige Kurve beschreibt, donec ponat in terra,

Freitag, 1. Juni 2012


sie ist, so denken wir, die geheime Hauptstrasse des Parks, sie heisst Paseo Fernan Nunez und ist so breit, dass ein Verkehrsflugzeug auf ihr landen könnte, und alten Gesetze der Erd, wir lernen ihr wahres Leben kennen, wenn wir sie um neun Uhr abends sehen, wenn es dunkel wird, viele Menschen sind dann auf ihr unterwegs,

Männer und Frauen, Kinder und Jugendliche, Jogger, heulet, Rollschuhfahrer, Radfahrer, Rollbrettfahrer, Hockeyspieler, Fussballspieler, Jugendliche, Paare, grosse Gruppen, es ist plötzlich ein enormes Leben da, viel mehr als man erwarten würde, fast zuviel, wir lieben diese Fitnessdinge nicht besonders,

 


wir hassen normalerweise diese bizarr gekleideten, gepanzerten und behelmten Rennfahrer, aber hier dulden wir sie, sie gefallen uns sogar, es hat Platz für sie, sie dürfen sogar mit der allerhöchsten Geschwindigkeit daherbrausen, men min elskede hadde vendt om og gått bort, sie fallen nicht auf, man beachtet sie kaum, weicht ihnen aus, am schönsten aber fährt die Jugend dahin, Kinder, Mädchen, Buben, die einen laufen leichtfüssig, spielen mit einem Ball, die andern schweben auf einem Rollbrett vorbei, frei oder von einem Radfahrer gezogen,

andere fahren Rollschuh, haben je ihre eigene Geschwindigkeit, fahren schnell, lebhaft, suchend oder bedächtig, abwartend, ululate, alles ist voll freundlichen Lebens, niemand fällt, niemand stösst, alles zieht seine Kreise,