Donnerstag, 29. November 2012

die Verrückte bewegt sich unter ihnen wie unter Ausgestopften, woher, denkt die Frau, kommt dieses Unheil, diese Pest, woher kommen diese vielen Raser und diese Menschen mit ihren Mappen und ihren Dokumenten, warum kommen diese Fahrzeuge und kommen nicht andere Dinge, bessere, schönere, warum kommen nicht nur Säu­len und Tempel und Bildwerke und Vasen, sondern Gaspedalen und Auspuffrohre, ja, Olaf aus Oslo, warum bildete sich Schönes, vor vielen tausend Jahren, und warum konnte sich dieses Schöne nicht halten und nicht weiterentwickeln, welchen Gesetzen folgt die Menschheit, welche Konstanten bestimmen ihren Gang, welche Grenzen werden erreicht, es entsteht Schönes und Gutes, denkt die Ver­rückte,
aber dieses Schöne und Gute bleibt plötzlich stehen, ein Stillstand tritt ein, ein Verfall, eine Wende ins Böse und Hässliche, Schwingungen, Bewegungen von Geistern, denkt die Verrückte, nachtstropffen, Schwingungen, die Bildwerke verschwinden wieder, sind nicht kräftig genug, enthalten nicht Zauber genug, es wer­den alle wieder zurückgescheucht, dies alles hier sind Zurückgescheuchte, Verlorene, die wieder neu anfangen müssten und nicht neu anfangen können, fragend sieht sie die Wartenden an, die wegblicken, die nichts wissen wollen,

wir müssen alle ganz neu anfangen, denkt die Verrückte mit den strähnigen Haaren, mit den schönen Haaren, denken wir, la figue au soleil, diese Haare sind schön, diese Haare ziehen uns an, wir müssten uns das Schöne neu erschaffen, neu uns schöne Gegenstände bilden und diese schö­nen Gegenstände in einen Bezug zum Leben setzen, zu einem schönen Leben, einem viel schöne­ren Leben, capilli tui sicut,

 
das Leben hier ist ja ganz entsetzlich und ganz unerträglich, denkt die Verrückte, ich werde bald wieder am Strassenrand stehen und schreien, aa-uh, aa-uh, oi, so laut ich kann und so lange ich kann, nur ein Roboter hält dieses Leben aus, nur ein Zombi, wir dürfen dieses Verschwinden des Schönen nicht hinnehmen, wer es hinnimmt, ist ein Nichts, verdient nicht, zu leben, verdient nicht, hier in kleinen stinkenden Autos über den riesigen Platz zu rasen, on the handles of the lock, wo bin ich, denkt die magere, blonde Frau, wann geschah der Fehler, denkt sie, vor hundert Jahren oder vor tausend Jahren, hier geschehen seit mindestens zweitau­send Jahren grosse Fehler,

Sonntag, 25. November 2012

man hätte auch schon vor zweitausend Jahren hier stehen und schreien können, man wäre dann für Tierkämpfe bestimmt worden, kam der Fehler durch die aufreizend schönen Vasen, oder kam er durch die Statuen, die frei im Raum standen, kam der Fehler mit den Buchstaben, mit den Inschriften, denkt die Verrückte und geht schwankend auf und ab und sucht Blicke, Knaben will ich ihnen geben als Fürsten, gewiss kam der Fehler mit den Buchstaben, und sie will einen finden, der ihr das erklären kann, iihh, iihhh, er werdi sich veschüsse, wänner jeh a irem Graab mösi stah, werdi er sich a irem Graab veschüsse, ooaahh, ouääh, und lasirèn singt, I get the blues, o ye fire and heat, bless the Lord: praise and exalt him above all for ever, 







Donnerstag, 22. November 2012

und der expert macht eine weitere expédition, in einen Wald, in einen ganz bestimmten Wald, in einen durch die Nähe seiner Heiligen geheiligten Wald, Feminismus, Rettungszentralen, Dienstwaffen, wir lehnen das ab, Knollennasen, Leitbilder, Zivilschutz­anlagen, es wird abgelehnt, Homogenisierungen, Fehlbeträge, wir lehnen es ab, Diskussions­grundlagen, uääh, uääh, wir lehnen viel ab, wir lehnen fast alles ab, es ist uns allerdings nicht ganz wohl dabei, wir würden ganz gerne etwas weniger ablehnen, aber es gibt vorderhand nichts, das wird nicht ablehnen müssten, und so versuchen wir, mit diesem Umstand zu leben, so gut es eben geht,

mi sono tolta la veste, wir sind vorsichtig und passen auf, dass wir keinen Schaden nehmen, wer so viel ablehnen muss, nimmt leicht Schaden, weil er das Abgelehnte hasst, wir sehen, dass auch wir hassen, wir hassen manchmal ganz wahnsinnig und sind ganz nur noch wilder verzweifelter Hass, wir können nicht anders, es ist eine natürliche Reaktion gegen eine Welt, mit der wir nichts mehr anfangen können,

Montag, 19. November 2012

Buben, mûre, und wir leben diesen Hass aus, aus technischen Gründen, um ihn loszuwerden, wir schwitzen ihn aus, wie eine Krankheit, und so führen wir von Zeit zu Zeit eine heftige Rede, wir knicken und ersticken und zünden an, aber wir bedauern das alles, wir möchten ganz ganz anders sein, wir möchten anderes tun, wir versuchen daher, den Hass rasch wieder loszuwerden, und wir werden ihn auch los, come indossarla ancora,
hassen wir jetzt, fragen wir, es ist sehr still, man hört nur die leisen Töne des nächtlichen Waldes, nein, lächeln wir, wir hassen nicht, im Gegenteil, wir sind sozusagen fast Liebende, es rauscht alles leise um uns, juteuse, Hängemat­ten­existenzen, Teamarbeit, Handschellen, Erlebnisgastronomie, Klärschlamm, Verwaltungs­strukturen, Antirassismus, Drogenstudien, Drogenlegalisierungsinitiativen, Abwartende, Drogenkonsumenten,
Inkarnationen, Vermögens­verwaltungen, mi sono lavata i piedi, es wäre manches anders, sagen wir, wenn es mehr Menschen gäbe von der Art unserer Mütter, und wir beginnen plötzlich eifrig über unsere Mütter zu sprechen, wir hatten beide sehr gute Mütter, merkwürdig gute Mütter, solche Menschen kann es jetzt nicht mehr geben, sagen wir, solche Menschen können in der heutigen Leere und Finsternis nicht mehr entstehen, solche Menschen waren einzigartig, sie wuschen, flickten, behüteten, liebten, opferten sich auf,
wieder angelockt, Rückkehrprogramme, Schuldzuweisungen, Bereitschafts­kapazitäten, Pilotversuche, Polizeidirektionen, Betriebs­bewilligungen, Gassenarbeiter, en sueur, warum gab es diese Mütter, warum gab es, wenn es jetzt keine Mütter mehr gibt, nicht auch damals schon keine Mütter, wie wollen wir das erklären, vielleicht kamen sie zustande, weil sich Wellen von verschiedensten alten Traditionen überlagerten, vielleicht war eine Windstille für ihre Erscheinung schuld, eine kurze gute Konstellation inmitten entsetzlicher Konstellationen,
vielleicht gab es sie auch nur, weil es viel Not und Mangel gab, weil es Weltkriege gab und viele kalte Winter und Bombenalarme und Grenzbesetzungen und endlose Einschrän­kungen und Verzichte, come ancora sporcarli, ihr Leben war ja nicht viel mehr als ein grosser Lebens- und Liebesverzicht, wir wünschen diese Zeiten nicht zurück, aber sie erscheinen uns in einem freundlich Licht, wenn wir die Verwahrlosung sehen, in der wir uns jetzt befinden, fondue,

Sonntag, 18. November 2012

Samstag, 17. November 2012

Datenautobahnen, Auflösungserschei­nungen, Professoren, Kehlkopfsonden, Projektionsgeräte, Massnahmenkataloge, Reihenuntersuchungen, Prostitution, Kinderprostitution, Eigentumsdelikte, da lyder min elskedes røst, wer trägt die Schuld daran, es gibt keine Schuldigen, es gibt nur unsere schwache Natur, und die geschichtlichen Prozesse, denen wir hilflos ausgeliefert sind,

Volkszählungen, Hilfsprojekte, Vorsicht vor der Intelligenz, sagen wir, sie will nicht nur überlisten, übervorteilen, betrügen, sie will auch vernichten, wenn immer es sich machen lässt, so wollen die Intelligenten die Zahl der Menschen reduzieren, das wissen die Dummen sehr genau, so klug sind sie dann wieder, und daher sind sie immer dabei, wenn es gilt, Intelligenz zu verfolgen, und die Dummen haben die Natur auf ihrer Seite,

Freitag, 16. November 2012

Szenen, Einsteiger, Vorsicht vor der Intelligenz, sie will sich die besten Anteile verschaffen und die Arbeit den an­deren überlassen, der Intelligente ist diesbezüglich immer auch Drückeberger, und er tröstet sich damit, dass er ja nichts Unrechtes tut, die Dummen und Mittelmässigen müssen ja beschäf­tigt werden, sie sind ja ganz glücklich, wenn es Arbeit hat, wenn etwas aufgeräumt oder geputzt oder geflickt werden muss, und so ist die Intelligenz von einem unbestreitbaren Nutzen, wenn sie Arbeit erfindet oder Arbeit verursacht, indem sie beispielsweise Schaden oder Unordnung anrichtet,

Notgefängnisse, Donnerwetter, riefen wir immer wieder innerlich, Donner­wetter, und tranken einen Schluck Wein, Donnerwetter, und führten die Gabel zum Mund, Donnerwetter, und hörten zu, hörten immer nur zu, Tropfenzählermentalitäten, es gibt nur einen vorübergehenden und keinen endgültigen Trost,



die Natur ist unbarmherzig, sie ist nicht da, um uns zu trösten, sie treibt uns Maschinen durch das Leben und versorgt uns dabei mit den nötigen Stoffen, Endorphine sorgen für gewisse Wohl- und Glücksgefühle, die wir natürlich zu schätzen wissen, die aber dem Anspruchsvollen auf die Dauer nicht genug bieten, wir bestehen ja nicht nur aus einem Magen und aus Geschlechtsorganen, Pluralismus, Einsteigerinnen, zumindest haben wir von uns diesen Eindruck, verstehen Sie, wir sind nicht zufrieden mit die­sen Speisen, wir haben an ihnen nicht genug, wir arbeiten daher insgeheim immer an einem dauerhaft wirksamen Mittel, das uns über die Natur hinaushebt, oder das zumindest das Aller­letzte aus der Natur herausholt, das herausgeholt werden kann,

wir haben, so glauben wir, in dieser Beziehung noch Entdeckungen vor uns, wir sind daher immer auf der Suche, auf der Su­che nach trostvollen Aktionen, Texten, Büchern, Bildern, Rufen, Tänzen, Simulanten, auf der Suche nach etwas nie Dagewesenem, nie Gehörtem, nie Gesehenem, die Suche selber ist übrigens eine trostvolle Angelegenheit, man kann sie ein Leben lang betreiben und ist zufrieden dabei, auch wenn man nichts findet, der Mensch ist ein suchendes Wesen, ein Such-Idiot,