Mittwoch, 26. Dezember 2012

vous aussi, ah, dann ist man nicht im Büro, wenn die Papiere kommen, man lässt sie sich dann einfach aufs Pult legen, sie stapeln sich dort zu hohen Türmen, die man später in einem Schnellverfahren abbaut, es gibt Beamte, die haben elegante Schnell­ver­fahren entwickelt, sie lesen diese Papiere gar nicht mehr, sondern werfen sie sofort in den Papierkorb, Beamte, die möglichst immer auf Reisen sind, ah, la grande amour, diese Beamten treffen sich in riesigen Konferenzzentren, halten formvollendete Reden, und beklagen in diesen Reden die Ueberschwemmung durch Papiere, die es ihnen verunmöglicht, die Papiere zu lesen,

man kann diese Papiere, die jeden Tag kommen, nicht mehr lesen, sagen sie in ihren Ausführungen, man hat nicht so viel Personal zur Verfü­gung, dass alles gelesen werden kann, man kann nur einen kleinen Teil lesen, und wenn man die­sen kleinen Teil liest, dann stellt man fest, dass es sich nicht lohnt, diese Papiere zu lesen, and my hands, es steht nichts darin, das man nicht schon wüsste, mit der Zeit weiss man alles, was in diesen Papieren steht und stehen könnte, als wir noch nicht expert waren, haben wir immer alles gelesen, wir glaubten immer alles le­sen zu müssen, später haben wir nur noch einen Teil gelesen und schliesslich, seien wir ehrlich, gar nichts mehr,

Mittwoch, 19. Dezember 2012

men hvorfor have I da intet Skøn om den nærværende Tid, wir lesen seit Jahren diese Dinge nicht mehr, sagen die experts, seit Jahren nicht mehr, und wir fragen uns, sagen sie, ob sich deswegen etwas geändert hat, hat sich etwas geändert, nein, es hat sich nichts geändert, es geht uns nicht schlechter, es geht uns allerdings auch nicht besser, das geben wir zu, das Lesen steht in keiner Beziehung zur Wohlfahrt der Länder, es gibt Länder, in denen wahnsinnig viele Leute noch immer wahnsinnig viel lesen, aber diesen Ländern geht es genauso schlecht wie den anderen Ländern, in denen die Sachen in den Papierkorb wandern,
Knaben, aber wir staunen natürlich darüber, dass es Kollegen gibt, die noch immer alles lesen, die nach zwanzig Jahren noch immer alles lesen und das Gelesene wortreich kommentieren und selber wieder Papiere in die Welt set­zen, wir denken manchmal, dass diese Kollegen gute Geister sind, wertvolle, nützliche, sachkun­dige Menschen, und wir denken manchmal, dass wir die leichtfertigen, unseriösen Menschen sind, dass wir keine Selbstachtung besitzen, die Selbstachtung sollte uns zur Arbeit hinführen,
ah, chouette, aber die Selbstachtung, die wir haben, führt uns eben gerade dazu, die Papierfluten in den Pa­pierkorb zu leiten, wir glauben, dass dies auch eine Selbstachtung ist, vielleicht eine höhere Selbstachtung als diejenige des blinden Arbeiters, dessen Tätigkeit nicht unbedingt durch Ver­nunft geleitet wird, nein, denken wir, das ist etwas Biologisches, eine im Erbgut verankerte, von Instinkten gesteuerte Tätigkeit, etwas Biologisches, Klebriges, Zähes, Aasfresseri­sches, perché il mio capo è bagnato di rugiada, wir würden nicht in Büros sitzen und Papiere lesen und Papiere produzieren, wenn uns dieses Verhalten nicht während ein paar Millionen Jahren antrainiert worden wäre,
das Zähe ist oft das Ueberle­bende, das Hartnäckige, Sich-Festbeissende überlebt, man braucht gar nicht weitere Informationen, kein Wissen, keinen Ueberblick, man muss sich ganz einfach dort festhalten, wo man gerade steht, festkrallen, festsaugen, auf gut Glück, das wusste man schon sehr früh, schon vor fünfhundert Millionen Jahren saugte man sich dort fest, wo man ruhige Gewässer fand, ein Wunder, und das hat in den meisten Fällen zum Erfolg geführt, diesem Prinzip verdanken wir diese schöne Sitzung hier in diesem Palast,


Sonntag, 9. Dezember 2012

aber das Prinzip gilt nicht für alle, manchmal geht der Festsitzende zugrunde, manchmal ist es besser, wenn man die Fähigkeit zur Flucht nicht verliert, cuisses, wenn man immer Um­schau hält und Informationen sammelt und flieht, wenn man fliehen muss, dann gehen die Le­senden unter, die Ernsthaften, und die Ahnungslosen, die Oberflächlichen retten sich, ein grosses Wunder, in solchen Zeiten leben wir, dachte er, Überschwemmung, so wird uns gesagt, und die Wörter eilen weiter vorbei, norma, wird gesagt, diritto, hören wir, procetti, und die Engelsburg ist nicht weit, ein Engel erschien dem Papst im Traum, massa di documenti,
und darauf hörte die Pest auf, die Pest in der Stadt, und der Papst baute auf den Ruinen des Grabmals des Kaisers Hadrian die Engelsburg, jeg sover, ich lag sanft, aber tief eingeschlafen, da fand ich mich in den gestrigen Saal versetzt, aber allein, der grüne Vorhang ging auf, Makariens Sessel bewegte sich hervor, von selbst wie ein belebtes Wesen, nichons, er glänzte golden, men mitt hjerte våker, ihre Kleider schienen priesterlich, ihr Anblick leuchete sanft, ich war im Begriff mich niederzuwerfen,

Freitag, 7. Dezember 2012

wie aber kommt es, Wolken entwickelten sich um ihre Füsse, steigend hoben sie flügelartig die heilige Gestalt empor, an der Stelle ihres herrlichen Angesichtes sah ich zuletzt, zwischen sich teilendem Gewölk, tenez-vous prêts, einen Stern blinken, der immer aufwärts getragen wurde und durch das geöffnete Deckengewölb sich mit dem ganzen Sternhimmel vereinigte, der sich immer zu verbreiten und alles zu umschliessen schien, car, in dem Augenblick wecken Sie mich auf, dropped myrrh, yea, was träumt der Papst jetzt, den­ken wir, erscheint ihm wieder ein Engel, und bedeutet dies das Ende der Dokumentenpest,
relazione, attività, questionario, überall werden Aktivitäten entwickelt, vage Tätigkeiten, niemand kann genau sagen, um was es geht, aber es stellt auch niemand Fragen, wer weiss schon in diesem Ameisenhaufen, wer was macht, diese Frage könnte man stellen, sie würde prächtig in eine der Reden passen, legge, servizio, lavoro, die Lage ist verworren, und alle tun so, als ob sie bemüht wären, sie zu entwirren, daß ihr diese Zeit nicht beurteilt,
man muss vieles beachten, wenn man etwas tun will, man muss so vieles beachten, dass man am besten nichts mehr tut, man denke nur an die Fristen, so erklingen Erwägungen zur Frage der Fristen in einer der schönen Reden, die Fristen werden immer so gesetzt, dass man sie nicht einhalten kann, was bedeutet, dass sich die zu Kontrollierenden immer wieder der Kon­trolle entziehen, man hat schon vieles versucht, man hat Briefe geschrieben, yea, bien écartées, direkt an die ober­sten Verantwortlichen adressiert, aber diese obersten Verantwortlichen lesen wahrscheinlich diese Briefe nicht,



un travail, un service, das verlangen die esprits, man kümmert sich nicht um die Fristen, auch wenn der Brief von einem Premierminister stammen würde, würde man sich nicht darum kümmern, das beschleunigt nichts, das verzögert auch nichts, es geschieht erst etwas, wenn der politische Wille da ist, und dieser politische Wille ist ein grosses Geheimnis, er ist manchmal da und manchmal nicht da, wie der Geist Gottes, wie der Baron Samdi mit seinen Gede,
wie Guedé Bon Poussière de la Croix, Guedé Doube oder Guedé Fatras, wie kommt der politische Wille zustande, das weiss niemand, und es weiss auch niemand, ob dieser Zustand nun schlecht oder gut ist, das lässt sich nicht beantworten, i miei riccioli di gocce notturne, aber wenn wir das nächste Mal nach Rom gehen, werden wir die Glacesorten genauer betrachten und alle aufschreiben, es hat so viele Sorten, dass man sie gar nicht im Gedächtnis behalten kann, im Gedächtnis bleiben nur die Sorten, die man seit der Kindheit kennt,
Erdbeer, Mokka, Vanille, in Rom ist es möglich, wochenlang nur von Glaces zu leben, denken wir, Olaf, yea, sie sahen alle so gesund aus, so bekömmlich, vitaminreich, nahrhaft, La conquista della figura, lesen wir, und in riesigen Sälen werden in riesigen Vitrinen Gegenstände aus der Frühzeit ausgestellt, Guede Souffrant,
dass man zur Darstellung des Menschen kam, ist nicht selbstverständlich, das war eine schwere Aufgabe, war ein Kampf, was man in den Anfängen machte, war kläglich, die frühen Köpfe sehen noch immer wie Steine aus, wie erschrockene Steine, aus denen plötzlich Augen hervortreten, og hvorfor, aber die Steine geraten sodann in geschicktere Hände, in die Hände der Griechen, und aus den Steinen treten Statuen hervor, Zaubereien, Kunstwerke, ähnliche Fortschritte zeigen sich bei den Tongefässen, die Vasen entwickeln sich, vom unförmigen Klumpen zum eleganten Gefäss, zu hocheleganten, verschiedensten Zwecken dienenden Gebilden, welche Herrlichkeit,

Dienstag, 4. Dezember 2012

Zeit der Erfindungen, Zeit der grossen Schritte, Zeit der unerwarteten Eroberungen, Zeit des Verrückten, Neuen, eine Vase trägt, als Schmuck, unerhörte neue Zeichen, die Buchstaben des Alphabets, A B I D E I H O S K, und draussen dröhnt und knattert der Verkehr, die Auspuffrohre der Busse stossen gewaltige schwarze Wolken aus, wir riechen sie, hier in den Sälen, sie dringen ein in die Paläste, in denen Menschen die Werke ihrer Vorfahren betrachten,
my fingers flowing myrrh, der Eintritt ist übrigens teuer, die Schau ist klein und von privater Seite aus organisiert worden, jemand, so denken wir, macht hier einen guten Gewinn, und das Publikum besteht aus älteren Damen und Herren, gewiss gebildete Leute, vermögende Leute, Wunder, und draussen in den Strassen Krüppel und eine Verrückte, die schreit und schimpft, stundenlang, ooh, oioi, ooh, ihre Schreie übertönen den Verkehr, wir hörten sie schon gestern, von weitem, man hört im brausenden Verkehr nur das Schimpfen und weiss nicht, woher es kommt, man sieht die Schimpfende erst später,
eine energische, zähe, kleine Frau, vielleicht noch keine vierzig Jahre alt, vorzeitig gealtert, mit langen blonden Haaren, ja Wunder, eine weissglühende Frau, die am Strassenrand steht und dem Verkehr und den Menschen und der ganzen Welt flucht, oioi, aah, ahh, wir sehen sie heute wieder, schweigend diesmal, unter den Wartenden an der Bushaltestelle, sie läuft unruhig hin und her, trägt irgendwelchen Kram in den Händen, Tücher, Büchsen, Flaschen, Kartons, sie stellt kleine Fragen und sucht nach Antworten, die Wartenden stehen versteinert und blicken weg, wollen nicht in eine Diskussion verwickelt werden, nattens dråper,

Samstag, 1. Dezember 2012