Donnerstag, 24. Januar 2013

und es geschieht, aber die Bücher helfen nichts, weil der Geist allein nichts ist, er sitzt in einem Körper, einem Tierkörper, der der Natur gehört, der Bedürfnisse hat, Schwächen, Aengste, Triebe, Instinkte, denen auch der tapferste und besonnenste Mensch seinen Tribut zahlt, je mehr wir nämlich lesen, je mehr wir wissen, um so mehr reagiert unser Körper als Körper eines gehetzten, verfolgten, dem Tode geweihten Affen,
an Goethe, aber warum ist Religion gesellschaftlich nützlich, aus mehrerern Gründen, juteuse, erstens brauchen die meisten menschlichen Wesen die harte Hand der Lenkung, die Religion gewöhnt ihre Gläubigen an passive Ergebung in die göttliche Autorität und züchtet damit eine heilsame Unterwerfung unter die herrschende Klasse, überdies werden die Menschen unlenk­bar, wenn man ihren Wünschen und Bedürfnissen erlaubt, schneller zu wachsen als die Fähigkeit der Gesellschaft, sie zu befriedigen,

Freitag, 18. Januar 2013

Heuchler, als Bürge des Befriedigungs­aufschubs kann die Frömmigkeit deshalb dazu beitragen, einer verhängnisvollen Ueberbürdung des politischen Systems zu steuern, an Schiller, die Religion kann die Urangst des Menschen angesichts von Sterblichkeit und Tod und ange­sichts der entsetzlichen Stummheit und unendlichen Leere des Universums dämpfen, an Goethe, Betty macht sich nun an mir zu schaffen, ahi, Religion ist sozial nützlich, weil sie die meisten Menschen infantilisiert, weil sie sie für die Reali­tät abtötet und sie für den Schmerz betäubt, den eine unverstellte Sicht der Natur bei schwachen Geistern auslösen würde,
an Schiller, eine weitere skandalöse Wahrheit, die vor den meisten Menschen geheimgehalten werden muss, das Aussehen der Erde und des Himmels wißt ihr zu beurteilen, wenn die Mehrheit der Bürger gewahr wird, dass ihr Land das moralische Aequivalent einer Räuberbande ist, werden sie Gesetze nicht mehr respektieren und sich weigern, ihr Leben im Krieg einzusetzen, an Goethe, die unangenehme Realität muss immer ordentlich geschönt werden, an Schiller,



einige Seelen sind höher, andere niedriger, manche Aktivitäten sind bedeutsam und oben, ande­re belanglos und unten, was den modernen Rationalismus in eine Sackgasse geführt hat, ist seine egalitäre Verblendung, seine unverzeihlich böswillige Attacke auf das schöne und alleserhellende Schema von hoch-niedrig und oben-unten, mia amica, mia colomba, sehr sonderbar spüre ich noch immer den Effekt meiner Reise, das Material, das ich darauf erbeutet, kann ich zu nichts brauchen und ich bin ausser aller Stimmung gekommen irgend etwas zu tun,

Samstag, 5. Januar 2013

ich erinnere mich aus früherer Zeit eben solcher Wirkungen, und es ist mir aus manchen Fällen und Umständen recht wohl bekannt, dass Eindrücke bei mir sehr lange im stillen wirken müssen, bis sie zum poetischen Gebrauche sich willig finden lassen, ich habe auch deswegen ganz pausiert und erwarte nur, was mir mein erster Aufenthalt in Jena bringen wird, perfetta mia, und was macht der expert, wo ist er, wie geht es ihm, fliegt er noch immer durch die Nacht, bittet er den Steward um ein Glas Wasser, gazeuse, oder ist der expert anderswo, in Brüssel oder in Barcelona oder in Rom, Überschwemmung, sagt jemand, so hört der expert sagen, Überschwemmung, was ist überschwemmt worden, ein Badzimmer, ein Dorf, ein Tal, nein,
Beamte sind überschwemmt worden, mit Papieren überschwemmt, une affaire juteuse, wie hässlich diese Papiere sind, grau, unübersichtlich, schwer lesbar, eine merk­würdige, abstossende Schrift, wie von einer uralten Schreibmaschine, eine enge Zeilenschaltung und dann doch wieder breite Abstände zwischen den dichtgedrängten Zeichen, wie viele sie sind, und in welchen Mengen sie daherkommen, wie Soldaten, in komplizierten Schlachtordnungen, man möchte sich ihnen entgegenstel­len, möchte Dämme errichten, die Ströme wegleiten, anderswohin, I rose to open to my beloved,
man möchte mit diesen Zeichen kämpfen, die Zeichen kommen ja in feindlicher Absicht, sie kommen, um uns unsere Zeit zu stehlen, sie wollen alle gelesen wer­den, sie wollen herrschen über alle die in den grossen Bürogebäuden in vielen kleinen Büros sitzenden Men­schchen, sie dringen in ihre Büros ein und erzwingen Beachtung, es gibt nur einen Weg, diesen Fluten zu entkommen, man muss expert werden, auf Reisen gehen, wegfliegen, möglichst weit,