Freitag, 26. August 2011
immer zu, bei mir haben Sie Entwicklung, so etwas wie Entwicklung, wenn es je Entwicklung gab, dann finden Sie sie bei mir, ohne Rast und Ruh, und ohne Entwicklung gibt es keine ordentlichen Lieben, bei Ihnen geht es ja auch schon fast um eine Liebe, die sich nicht entwickelt, ich jedenfalls sehe eigentlich keine Entwicklung, lieber durch Leiden möcht ich mich schlagen, ein kleines Freudelein würde Ihnen nicht schaden, es geht nicht vorwärts bei Ihnen, das ist doch offensichtlich,
als so viel Freuden des Lebens ertragen, es wäre ein Fehler, zu glauben, der Erfolg eines gesellschaftlichen Systems sei garantiert, wenn es nur über hinreichend viele von schönen Tugenden erfüllte Mitglieder verfügt, die sich unablässig abmühen und aufopfern, sich sehnt, so einfach ist das nicht, die Verhältnisse sind komplexer, den vaknar upp och kommer, benötigt werden nicht nur Gehorsam, Fleiss, Tapferkeit, Mut und Disziplin,
erforderlich ist eine unendlich komplizierte Mischung aus Freiheit und Zwang, aus Ordnung und Unordnung, es braucht das mächtige Schmiermittel von frei zirkulierendem Geld, es braucht eine Vielzahl von Illusionen, kleinen Feigheiten und Unsitten, es braucht Ehrgeiz und Verschwendung, car ton, es braucht eine richtige Mischung von Ideologien und in den meisten Fällen gewiss auch Verfassungen, Wahlen und Demokratie und die dazu gehörenden komplizierten Prozeduren, es braucht sogar einige Träumereien, einige Gramm Wissenschaft und einige Milligramm Kunst und Philosophie, alle das Neigen, hören Sie, von Herzen zu Herzen, hören Sie,
Montag, 22. August 2011
ach, wie so eigen, wenden Sie sich nicht wieder naturwissenschaftlichen Dingen zu, diese traurigen Ausflüchte kennen wir, Anatomie, Physiologie, Galvanismus, Chemismus, pathologisches Elfenbein, Fossilien, lassen Sie diese toten Sachen, wir kennen sie, wir wissen, dass die Moral nur die Funktion hat, das menschliche Erbmaterial intakt zu halten, an dem kein Singen mehr auf den Bergen sein wird, wir würden viel lieber mehr über die Liebe erfahren, von Ihrer Geliebten, wenn ich das so direkt sagen darf, schaffet das Schmerzen, halten Sie sich auch nicht mit Politischem auf,
wälderwärts ziehen, rufen Sie diese Worte, kommen Sie in Stimmung, ich habe Sie um etwas gebeten, ich bat Sie darum, Ihre Geliebte zu fragen, was sie von der Liebe denke, diese Geliebte, die Sie gestern wieder als den interessantesten Menschen der nördlichen Erdhalbkugel bezeichnet haben, Krone des Lebens, fragen Sie diesen interessantesten Menschen, was er von der Liebe denke, amour, zu dem Ziele des Tags, scheuen Sie sich nicht, endlich, nach so langer Bekanntschaft, diese Frage zu stellen, sie wird Ihnen diese Frage erlauben, da bin ich sicher, Glück ohne Ruh, jede Frau wird geschmeichelt sein, wenn man ihr diese Frage stellt, diese Frage aller Fragen, Liebe, bist du,
das moralische Gefühl ist eine teilweise angeborene, teilweise erworbene Einstellung, ein Satz von Neigungen, die das Individuum disponieren, für das Gemeinwohl zu arbeiten, so, adflictio ecce venit, aber wieviele Arten von moralischen Gefühlen gibt es, und wieviele Arten, moralische Gefühle zu zeigen, vorzutäuschen, ins Spiel zu bringen, man lese dies nach, bei Nietzsche, Bizango, wird er im Alterheim sagen,
Mittwoch, 17. August 2011
das ist jetzt Bizango, was ist das höchste moralische Gut, etwa das Allgemeinwohl, weiss etwa jemand zufälligerweise, wie dieses zu definieren wäre, oder ist die Gleichheit das höchste moralische Gut oder gerade nicht die Gleichheit, sondern die Entfaltung des einzelnen Individuums, car ton amour vaut mieux que le vin, wir haben Grund zur Annahme, dass diesbezüglich wenig in den Genen verankert ist, einige Antriebe sind da, aber längst nicht bei allen, es scheint, dass gerade auch die Rücksichtslosen, die Egoisten Selektionsvorteile besassen, denn sonst würde es sie ja nicht geben, the Gates of Eden, und es gibt sie, in grosser Zahl, in so grosser Zahl, dass wir immer aufpassen müssen, dass wir an ihnen nicht zugrundegehen,
die Gesellschaft sähe anders aus, wenn wirklich das Wohl aller als höchstes Ziel genetisch verankert wäre, genetisch hinreichend verankert ist jedenfalls die Fortpflanzung, die unter allen Bedingungen hervorragend gewährleistet ist, Zozo, wird er sagen, im Altersheim, Zozo, und niemand wird verstehen, um was es geht, Zozo, mit dem Zozo ist es jetzt fertig, das Leitmotiv der biologischen Evolution ist nicht die Erhaltung der jeweiligen Art, lesen wir, sondern die erfolgreiche Weitergabe der eigenen Gene von Generation zu Generation, das Individuum dient als Werkzeug seiner Reproduktion, över dig, Fortpflanzung und Brutpflege gehen ganz eindeutig zu Lasten der Eltern, sie verringern deren Überlebenswahrscheinlichkeit, sie bedeuten gewissermassen den scheibchenweisen Selbstmord, der stillen hirtlichen Wohnung,
ein Mann, zu dem die Liebe spät kommt, den trifft sie nicht als die prächtigste aller Illusionen, sondern als erleuchtendes und unendlich kostbares Unglück, tes parfums, aber die Evolution ist, wenigstens soviel wir wissen, blind, sie sieht nicht in die Zukunft und hat demnach vieles nicht voraussehen können, so entwickelte sie ihre Gesetze, zumindest was die Landtiere betrifft, unter den Voraussetzungen des Mangels,
Samstag, 13. August 2011
das Gehirn des Menschen ist ein Futtersuchgehirn, ein Organ des Fortpflanzungszwangs, ein Schlaumeier- und Gelegenheitsdiebsgehirn, es gehört einem Wesen, das während einigen Hunderttausend Jahren täglich mit der Sorge um Nahrung und Sicherheit erwachte, was tun, jagen, sammeln, aasfressen, fallenstellen, oder sich verstecken und die Knochen von gestern und vorgestern nochmals benagen und besaugen, finis venit venit finis evigilavit,
es entsprach der Natur, wenn die Lebenserwartung die Jahre, während welcher ein Individuum nützlich sein konnte, sei es für die Aufzucht der Kinder oder den Schutz der Gruppe, nur unter günstigen Bedingungen überstieg, solche günstigen Bedingungen muss es gegeben haben, Oasen des Friedens und der Ruhe, Paradiese, und der göttliche Schlaf, und wenn es diese Bedingungen nicht gab, so haben die Individuen gewiss von ihnen geträumt, von ihnen erzählt, an den Abenden, wenn die Raubtiere erwachten und die Säbelzahltiger um die nie hinreichend gesicherten Lagerstätten zu schleichen begannen, ont une odeur, das Paradies ist der grosse Menschheitstraum, die Realität ist die Wunde, die Krankheit, der Hunger,
Euphrosyne, werden wir auch sagen, Euphrosyne, und niemand weiss, was wir damit meinen, wir werden in den Gängen des Altersheims andeutungsweise tanzen, Euphrosyne, werden wir denken, ist eine geheime und nur mir erklärliche Anordnung von Dingen, aber dass diese Individuen auch eines Tages im Ueberfluss leben könnten, das hat die Evolution nicht vorhersehen können, nu kommer ordningen till dig,
Freitag, 5. August 2011
eine hochentwickelte Technik, eine leistungsfähige Medizin, Zahnheilkunde, ein Vorsorgesystem, das den Menschen befähigt, bis ins hohe Alter ein selbständiges Leben zu führen, Dinge dieser Art ist aus der Sicht der Geschichte des Lebens der pure Wahnsinn, Euphrosyne, die einzelnen zum Altar gehörenden Gegenstände müssen nicht unbedingt im gleichen Raum beisammensein, sie können durchaus in einem grösseren Umkreis verstreut stehen, in einer Wohnung oder einer ganzen Stadt oder, wie bei Ihnen, auf dem ganzen Erdball, eilet, dies mag Sie beruhigen, wenn Sie den einen oder anderen in Geheimfächern gehüteten Gegenstand betrachten, wir wollen diese Gegenstände nicht nennen,
Montag, 1. August 2011
heiliges Herz, die Natur hat nie damit gerechnet, dass der Mensch in grosser Zahl sehr alt werden könnte, sonst hätte sie ganz gewiss den alten Menschen einen starken, von grossen Wohlgefühlen begleiteten Trieb eingepflanzt, der sie den Tod suchen liesse, venit contractio super te, im Verbund mit kulturellen Traditionen ergäben sich somit schöne, feierliche, fröhliche Abschiedsfeste, die ebenso Pflichterfüllung wären wie das Aufziehen der Kinder, ein tätiges Leben im Dienste der Gemeinschaft oder ein Tod in der Schlacht, oh meine Braut, lesen Sie weiter aus der Bibel, nützen Sie die Gelegenheit, um Ihre Angelegenheiten zu befördern,
mit mir vom Libanon, werden Sie weicher, werden Sie weniger zweideutig, lassen Sie sich anmerken, dass es Ihnen ernst ist, sollst herabsteigen vom Gipfel des Amana, das Bedürfnis nach Sinn treibt die seltsamsten Blüten, man will doch immer etwas schaffen, etwas basteln, etwas verändern, quelle odeur,
ordningen, und da sich das meiste nicht verändern lassen will, verändert man eben das, was sich noch verändern lässt, zum Beispiel die Sprache, sie ist weich geworden, und sie hat, wie vieles andere, keine Verteidiger mehr, also her mit der Sprache, formen wir sie um, und so stossen wir denn immer häufiger auf die widersinnigsten Umgestaltungen, sagen wir, man hat seit der Erfindung der Schrift nie solchen Unsinn gemacht, wie man ihn jetzt macht, une odeur, dass wir zum Beispiel Grossbuchstaben mitten im Wort finden, erschreckt uns noch immer jedes Mal,
es ist eine grosse Wunde, die sich immer von neuem öffnet, es ist ein sich immer wiederholendes dröhnendes Zeichen der Rückkehr in den Busch, ja richtig, man liest richtig, Rückkehr in den Busch, Rückkehr in den Urwald, zu den Zauberern und Giftmischern, Amanagipfel, aber noch lesen Sie in der Bibel, lesen Sie vor, vom Gipfel des Senir und Hernon, was wird sie sagen, wenn sie das hört, sie wird bestimmt etwas Bedeutendes sagen, passen Sie auf, etwas Gewaltiges, Salomonisches,
von den Höhlen der Löwen, manche fühlen es sehr deutlich, dass sie überflüssig sind, wenn man überflüssig ist, muss man sich mit anderen Ueberflüssigen zusammentun und immer schön aufpassen, was gedacht wird, qui habitas in terra, denkt etwa jemand, wir seien überflüssig, es gibt ganz gewiss viele, die das denken, sie wagen nur nicht, es auszusprechen, sie sprechen von etwas anderem, sie versuchen, die heiklen Themen zu umgehen, aber manchmal gelingt es ihnen nicht, sich zu verstecken, manchmal unterläuft ihnen auch ein Versprecher, dann versteht man, wenn man genau hinhört, ganz deutlich, dass man überflüssig ist, das darf man dann nicht zulassen,
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