wir geben keine Kommentare ab, schreiben keine Briefe, keine Stellungnahmen, quoniam domus exasperans est, und wenn wir mit diesen Gestalten umgehen müssen, so sind wir ganz lieb und harmlos, aber das hilft nichts, das besser sie keineswegs, denn nun schmoren sie in ihrem eigenen Saft und gehen gewiss von selber zugrunde, von selber und viel schneller, als wenn wir uns eingemischt und Gegenkräfte mobilisiert hätten, das Ende kommt,
Sonntag, 30. Oktober 2011
wir erwägen die Möglichkeit, dass die Zerrüttung so gross sein könnte, dass sich nichts Bedeutendes mehr entwickeln kann, unter den gegebenen erbärmlichen Verhältnissen kann sich auch der Begabteste allerhöchstens zu einer lächerlichen Mittelmässigkeit emporarbeiten, zu einer amateurhaften Existenz, die vielleicht der unseren ähneln mag, aus uns hätte mehr werden können, ja, ja, denken wir, wir sind ein solcher Begabtester,
es kommt das Ende über alle vier Enden des Landes, aus den Beiträgen zur Bequemlichkeitsforschung, wenn wir aus dem Menschen und aus dem Leben überhaupt klug werden wollen, müssen wir das Phänomen der Bequemlichkeit untersuchen, verstehen wir doch die Welt des Lebendigen als eine Welt der Bequemlichkeit,
Donnerstag, 27. Oktober 2011
die Welt besteht nur auf ihrer Oberfläche aus Bewegung und energischer Aktion, zur Hauptsache besteht sie aus Bequemlichkeit, auf ein Lebewesen, das aktiv ist, kommen tausend, die daliegen, halbtot, et scient quia propheta fuerit in medio eorum, man merkt es nur nicht, es sieht nur nicht so aus, weil die Bequemlichkeit klug ist und sich versteckt und tarnt, das Leben wäre kein Leben, könnte kein volles Leben sein, wenn es nicht auch bequem wäre, warum gibt es bequeme Lebewesen,
heiliges Herz, warum ist auch unsere hochelegante Wunderkatze bequem, wir sind bequem, weil wir Organismen sind, die mit ihren Kräften haushälterisch umgehen müssen, weil wir uns erholen müssen, weil wir Kräfte sammeln müssen für den nächsten Sprung, für die Anstrengungen der Nahrungssuche und für die kurzen, aber ungeheuren Einsätze gegen Feinde und um Geschlechtspartner, tu ergo fili hominis, aber was, wenn nur noch die Bequemlichkeit herrscht und keine Anstrenung mehr nötig ist, ne timeas eos,
neque sermones eorum metuas, es gibt Systeme, die sich nicht mehr weiter entwickeln lassen, weil sie einen Punkt erreicht haben, der keine weiteren Fortschritte mehr zulässt, sie stehen in einem bestimmten Zustand ganz einfach still, und ihr Untergang ist sodann nur noch eine Frage der Zeitdauer ihres physischen Zerfalls, dies ist das Schicksal aller Lebewesen, es ist aber auch das Schicksal der künstlichen, vom Menschen geschaffenen Systeme, es gibt für alle diese Produkte, seien es nun Werkzeuge, Techniken, Unternehmungen, Künste, Moralen, Philosophien, Staatsformen, einen Punkt, von welchem aus die Wege nicht mehr weiterführen, nun kommt das Ende über dich,
in den Malerei bildete Picasso diesen Punkt, in der Philosophie und im Denken überhaupt bildete ihn Nietzsche, wir kommen nicht über das hinaus, was er gedacht hat, wenn wir für einmal etwas denken, von dem wir glauben, dass er es nicht gedacht haben kann, finden wir ein paar Tage später alles bei ihm, alles und noch viel mehr, wir sind Spätgeborene, arme Würmchen, und nur die Wenigsten unter uns ahnen noch die herrliche Schärfe des Denkens und Empfindens, die es einmal auf dieser Erde gab, quoniam increduli et subversores sunt tecum,
Dienstag, 25. Oktober 2011
Samstag, 22. Oktober 2011
voici la fin, also setzen wir ihn doch ab, la fin vient, ja, richtig, absetzen, sur les quatre extrémités du pays, also, los, wir hätten ihn schon lange absetzen sollen, maintenant, und wir wären gerne Platzkommandant, Herrscher in einer abgelegenen Strafkolonie für alle jene, die sich gegen Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit vergangen haben, la fin vient sur toi, und wir würden sie an den Abenden, nach den grausamen Arbeitseinsätzen in von Schlangen und vielerlei gefährlichen Insekten wimmelnden Sümpfen, Aufsätze schreiben lassen, meist zu philosophischen oder literarischen Themen,
efer dina gärningar, warum mir Shakespeare gefällt, och låta alla dina styggelser, warum ich Goethe lese, styggelser, warum ich das Gedicht Euphrosyne auswendig gelernt habe, mon oeuil sera pour, warum ich mich noch nicht freiwillig in eine Irrenanstalt habe einliefern lassen, each one wishing for what, warum ich noch immer lebe, toi sans pitié, alle Dinge sind miteinander verflochten, the other has got, die Verknüpfung ist heilig, und kein Ding ist einem anderen fremd,
Donnerstag, 20. Oktober 2011
komma över dig, sechs Seiten verlangen wir, die wir aber sogleich zerreissen, et vous saurez que je suis l’Eternel, das ist Scheisse, schreien wir, schreib nochmals sechs Seiten, jag skall låta, und eines unserer Lieblingsaufsatzthemen heisst, warum ich mich nicht schäme, mich an irgendwelchen Ecken der Welt durch irgendwelche armen Teufel verteidigen zu lassen, ohne dafür auch nur das Geringste zu bezahlen,
Mistkäfer, schreien wir weiterhin, alles Mistkäfer, und was will die Musik, die Musik will, wie die Liebe, verschmelzen und auflösen, die wahre Musik ist daher Todesmusik, sie erleichtert dem über seine Existenz erschrockenen Individuum das Abtreten, Wissenschafter haben dies zu belegen versucht, and the princess and the prince, sie mischten gewisse Frequenzen von Warn- und Alarmrufen grosser Affen unter normale Menschenmusik und stellten fest, dass Versuchspersonen sehr stark auf die Musik mit den unterlegten Affenfrequenzen ansprachen, es war ihnen eine sehr ernste Musik, und die Nackenhaare sträubten sich,
wir sind in unserem Amt gewiss mancherlei Schädigungen ausgesetzt, sagt sie, discuss what's real and what is not, aber wir müssen hinwiederum auch dankbar anerkennen, dass wir uns, sofern wir eben dazu noch in der Lage sind, viel leichter auf hemmungslose Liebesabenteuer einlassen können als andere Arbeitnehmer, weil die durch solche Erschütterungen ausgelöste Arbeitsunfähigkeit nicht ins Gewicht fällt und sogar eher nützt als schadet,
Samstag, 15. Oktober 2011
denn ich will meinen Zorn über dich senden und will dich richten, wir fahren durch das Land der schlafenden Unschuldslämmer, vom Treibhaus-Effekt spüren sie deshalb so wenig, weil die Weltmeere die in der Atmosphäre entstehende Hitze absorbieren, dreissig bis vierzig Jahre dauert es, ihr Guten, bis die Wassermassen der Erde aufgeheizt sind, was ihr zurzeit mit euren Messgeräten erfasst, sind die Klimaveränderungen, die in den fünfziger und sechziger Jahren erzeugt worden sind, wie du verdient hast,
wenn die Meere nicht so tief wären, wenn es nicht soviel Wasser gäbe auf der Erde, wenn die Vulkantätigkeit 1944 bis 1975 nicht besonders gross gewesen wäre und wenn nicht gleichzeitig auch die Sonnenstrahlung entsprechend ihren langfristigen Zyklen gering gewesen wäre, würdet ihr jetzt nicht so ruhig schlafen, im übrigen gedenken wir auch dankbar der unzähligen politischen und gesellschaftlichen Katastrophen, die den wirtschaftlichen Fortschritt und damit die Zerstörung der Umwelt um Jahrzehnte verzögert haben, et cum scorpionibus habitas, es gibt hier viele, denen wir lobend erwähnen müssten, manch ein Väterchen gibt es, das wir preisen könnten,
Freitag, 14. Oktober 2011
verba eorum ne timeas, und wir, wer immer wir sind, sitzen wieder auf der Parkbank im grossen Park, und die Lehre vom Zimzum fällt uns ein, die Lehre von der Selbstkontraktion des abgründigen Gottes, der, indem er sich zusammenzog, Raum für Welt und Schöpfung schuf, die lurianische Kabala stellt sich die Welt als jenes Uebrige vor, das entsteht, wenn Gott sich auf sich selbst zurückgezogen hat,
und will alle deine Greuel über dich bringen, Gott ist im Exil, in der Verbannung, und seine Rückkehr hängt von der Bereitschaft der Menschen ab, die verlorenen Teile Gottes heimzuführen, die Welt besteht aus den Ueberresten Gottes, aus verlorenen, ohnmächtigen, stummen Trümmern eines zerbrochenen Zusammenhanges, und unsere Aufgabe ist die Reparatur der Welt, nicht mehr und nicht weniger,
mein Auge soll ohne Mitleid, was will Gott, vielleicht will Gott ganz Mensch werden und sich daher gerade auch in den schuldigen Individuen inkarnieren, deshalb sind die Menschen so wahnsinnig schuldig, weil ein Gott dahintersteckt, denken wir, im schuldigen Menschen zeigt sich Gott, tritt Gott wieder in die Welt, findet er Raum, et vultus eorum ne formides, im schuldigen Menschen, und nicht im unschuldigen, wohlgemerkt, auf dich blicken, aber gibt es denn noch Unschuldige, quia domus exasperans est, wir sind alle Schuldige, wir brennen vor Schuld, wir schmoren ja im übrigen schon in einem ewigen, unauslöschlichen Höllenfeuer, och I skolen förnimma, wir sollten aufhören damit, aber wir hören nicht auf, und ich will nicht gnädig sein, ich tadl euch nicht, ich lob euch nicht, aber ich spasse, att jag är HERREN,
wir sollten uns nicht mehr ängstigen, aber wir ängstigen uns, wir haben eine Scheissangst, wir können tun, was wir wollen, wir haben eine Scheissangst, it doesn't matter, es segi nid das, womer vilicht glaubi, das es seg, es segi es filosofisches Buech, e absolut filosofischi Sach, aber das segi ebä grad schlächt, es sötti ebä grad nid nur filosofisch si,
sondern ich will dir geben, vielleicht will Gott nicht, dass sie wieder in Ordnung kommt und inkarniert sich fortwährend in dummen, grausamen, verunglückten Menschen, wir müssen ihn retten, diesen Gott, heilen, wir hoffen auf die Biowissenschaften, auf die Gentechnologie, diapsalma, wir hoffen, dass sie noch die Zeit hat, einen neuen Menschen hervorzubringen, ein verbessertes, stärkeres Exemplar, das diese Aufgaben besser erkennen und sodann lösen kann, så säger Herren,
eine Betrachtung des inneren Zustandes der Führungsschichten zeigt, dass sich ein gewisser Realitätsverlust eingestellt hat, Realitätverlust ist ein seltsames Phänomen, das es eigentlich nicht geben dürfte, Dinge, die es nicht geben dürfte, machen uns immer traurig, wenn sie uns begegnen, inside the Gates of Eden, es wird uns einmal mehr vor Augen geführt, dass der Mensch nur für gewisse Aspekte der Realität ein fein entwickeltes Gefühl hat, vor allem für den Mangel, die Gefahr, die gerechte Verteilung, den Betrug, die Täuschung und natürlich auch für die Fortpflanzung,
Montag, 10. Oktober 2011
mit dem Überfluss und dem Reichtum weiss er nicht umzugehen, offenbar deshalb nicht, weil diese Umstände so selten eintreffen, wir aber haben nun gesiegt und blicken stolz auf reichlich fliessende Mittel, wir haben als Sieger Zugang zu bedeutenden Ressourcen, und die megalomanische Stimmung, die sich sofort unter unseren Adlaten und Helfershelfern breit macht, erfasst auch uns, da so vieles wie durch Zauberhand zur Verfügung steht, glaubt man, dass dies auch in alle Zukunft so sein werde, wie du verdient hast,
alles scheint machbar, kein Ziel ist zu phantastisch, kein Plan zu wahnsinnig, dass er nicht erwogen werden kann, man glaubt, dass man jetzt die Welt neu ordnen könne, neu und definitiv, aber wir Untergangsforscher sehen, wie hirnrissig diese Projekte und Massnahmen sind, wie katastrophal, verbrecherisch, wir sehen es, den lieben Zeitgenossen aber erscheinen sie als notwendig und nützlich, så säger Herren, es ist nicht nichts da, es sind durchaus gewisse brauchbare Ansätze da, mit denen unter günstigen Bedingungen etwas zu erreichen wäre, es sind Fähigkeiten da, es ist Effizienz da, Leistungsbereitschaft, Mut, Willenskraft, in solchen Mengen, dass es immer für ein paar grosse Taten ausreicht, für einen Aufbau, für ein paar Feldzüge, Eroberungen, Umsiedlungen, Deportationen, Verhaftungen und Exekutionen, eripe me Domine ab homine malo,
und Pindar versichert die Mädchen ihrer menschlichen Würde mit dem sprichwörtlich gewordenen Satz, dass Notwendigkeit alles schön mache, auch die Notwendigkeit, die Ananke, ist eine Gottheit, auch von, und was sagten wir gestern und gingen so leicht darüber hinweg, die Seele macht das ihr Entgegengebrachte für sich zum Stoff, gerade wie das Feuer durch Überwältigung der hereinfallenden Gegenstände, von denen ein kleines Licht erlöschen würde, das helle Feuer macht sich alsbald das Zugebrachte zu eigen, verzehrt es und lodert eben davon um so höher empor, das ihr Entgegengebrachte ist ein Tag, einer unserer Tage, von der ersten bis zur letzten Sekunde,
Samstag, 8. Oktober 2011
a viro iniquo eripe me, wenn ich liebe, und das kann vorkommen, ich bin einer dieser Liebenden, habe ich ein unstillbares Bedürfnis, mit meiner Geliebten zu reisen, ich will mit ihr möglichst viele Orte besuchen, jeden Tag einen neuen Ort, ich will sie in einem Bergwald sehen, vor einem Gletscher, ich will sie in Andalusien sehen, in Montreux, in kleinen englischen Hafenstädtchen, in der Antarktis und selbstverständlich in Paris, Venedig und Amsterdam, des höchsten Gebirgs, Menschen, die fähig wären, eine sinnvolle und nützliche Arbeit zu leisten, reissen sich um sinnlose und unnütze Aktivitäten,
weil diese sinnlosen und unnützen Aktivitäten mit einem bequemen Plätzchen verbunden sind, einem schönen Büro, the foreign sun, aber auch in Tunesien, in Korsika und in der Karibik, in griechischen Tempeln, auf den Pyramiden der Azteken, im Regen, im Schnee, im Sturm, und ich will sie natürlich nicht nur sehen, ich will sie auch lieben, soviel es nur immer geht, und wo es immer möglich ist, in Hotelbetten, selbstverständlich, aber auch draussen, im Freien, auf dem Rasen eines deutschen Parks, in den Blumenbeeten vor dem Herrenhaus, auf den Stufen einer Kirchentreppe,
vor den kaiserlichen Palästen, im grausen Geklüft, in den Felsen hoch über dem Meer, und deine Greuel sollen über dich kommen, und ich möchte alle Liebesakte belegen und auf einer Karte eintragen, wissen Sie, dass von den Reisen der mittelalterlichen Kaiser Wegkarten angelegt worden sind, sogenannte Itinerarkarten, auch ich möchte nun solche Itinerarkarten anlegen, ich würde sie aber nicht Itinerarkarten nennen, sondern Inseminationskarten oder Penetrationskarten oder schlicht und einfach Orgasmuskarten, das wäre klar und würde überall sofort verstanden, beeisten,
Freitag, 7. Oktober 2011
HERREN, was sagen Sie zu diesen kleinen Phantasien und Wunschbildern eines Menschen, der sein Leben lang immer alleine gereist ist und immer gerne zu zweit gewesen wäre und immer nach einer Gefährtin Ausschau gehalten hat und nie eine Gefährtin gefunden hat und wahrscheinlich imgrunde auch nie eine hat finden wollen, was sagen Sie dazu, können Sie sich als Biologe solche Einstellungen erklären, Sie schütteln den Kopf und lachen, ich werde es Ihnen gerne erklären, wenn es Sie interessiert, es sollte Sie doch interessieren, Sie sind doch Biologe, ein Biologe untersucht die Lebewesen, it squints upon, se, und mit mir haben Sie nun eben ein Lebewesen vor sich,
Donnerstag, 6. Oktober 2011
hören Sie, wie ich mir diese Träume erkläre, hören Sie, was für eine Theorie ich entwickelt habe, Paseo Fernan Nunez, S.M. Alfonso XII, Avenida de Uruguay, Avenida de Chile, Alfredo Stroessner, ich denke, dass diese Wünsche auf uralte Verhältnisse zurückgeführt werden müssen, hören Sie, auf frühere Zustände, in denen wir als Affe, als Mitglied einer rassigen Urhorde im Busch lebten, in der Steppe, zackigen Gipfeln,
dass ihr erfahrt, damals vollzog sich ja immer alles im Freien und unter allen Augen, wobei nur der Kräftigste und Ranghöchste tun durfte, was er wollte, die anderen hatten auf ihre Gelegenheit zu warten oder ganz zu verzichten, und das Oberhaupt hatte seine Zeugungskraft zu demonstrieren, dies bestätigte seinen Rang und seinen Nutzen für die Gemeinschaft, er musste es daher so häufig wie möglich und so sichtbar wie möglich und mit so vielen wie möglich treiben, en olycka kommer, wo immer es sich gerade ergab, kam ein Weibchen an die Reihe,
solche Verhaltensformen geistern noch immer in uns, tief in uns, gerade in uns Kleinen und Unscheinbaren tauchen sie auf, unversehens, und nicht nur die Verhaltensform taucht auf, auch die Lust daran, a bed, erst eine weite Reise voller Kopulationen verschafft uns die Lust, eine Lust, die immer auch eine Dominanzlust ist, eine Lust, oben zu sein, Chef zu sein, ein Befehlshaber, dem alle zu Willen sein müssen, lächeln Sie nicht so erschrocken, es ist so, finis venit finis, und wir könnten uns das Leben wesentlich erleichtern, wenn wir uns nicht ununterbrochen mit einem Riesenaufwand vormachen würden, dass es nicht so ist, schwindet,
es ist dies alles ein Theater, und die Klügeren unter uns wissen, dass es ein Theater ist, spielen aber gerne mit und denken, dass es so sein muss, dass ich der HERR bin, komm, mein Geliebter, komm, wir fahren aufs Land und gehen in feine kleine Hotels, und wollen in den Weinbergen spazieren, wollen sehen, ob der Weinstock schon treibt, die Rebblüte aufspringt, die Granatbäume blühen, Purpur und Glanz, dort will ich meine Liebe dir schenken,
so spricht Gott der HERR, ich bin ja nur ein kleiner Beamter, ich habe im Leben kaum reale Macht, es spielt keine Rolle, ob ich da bin oder nicht, Aufsätze und Bücher publiziere oder nicht, aber um so mehr darf ich mir erlauben, von Zeit zu Zeit einen alten Traum zu träumen, ich träume, dass ich ein prächtiges Tier bin, ein seltenes, ausserordentliches Exemplar, das sich unbedingt fortpflanzen muss, das im Interesse des Volkes darüber wachen muss, dass nicht hinter seinem Rücken auch Schwache und Entartete ihren Samen deponieren, that is never mine,
oh, ich sehe, dass ich Sie störe, Sie möchten gewiss lieber wieder lesen, oder etwa weiter Ihr Manuskript bearbeiten, was haben Sie denn da gemacht, Sie haben doch vorhin ein Manuskript bearbeitet, vielleicht eine Vorlesung, und gar vor schönen Studentinnen, wenn Sie es nur hören wollten, könnte ich Ihnen auch einiges über gewisse Funktionen der geistigen Arbeit sagen, das Geistige ist nicht so weit vom Körperlichen entfernt, wie man gemeinhin annimmt, en olycka ensam i sitt slag, es gibt da Dinge, bei deren Einschätzung man sehr aufpassen muss, aber bitte, Sie schütteln den Kopf, es tut mir leid, ich lasse Sie jetzt wirklich definitiv in Ruhe, ich sehe, Sie fühlen sich schon ganz unbehaglich,
ich bitte Sie aufrichtig um Entschuldigung, falls ich Sie gestört haben sollte, ich werde kein Wort mehr sagen, wenn Sie es nicht wollen, aber da Sie nicht mehr lesen, darf ich wohl annehmen, dass ich Sie weiterhin unterhalten darf, nunc finis super te, was sagen Sie denn zu meiner Theorie, haben Sie Einwände, man könnte doch immerhin sagen, zumindest, dass meine Erklärungen in einigen Punkten nicht ganz befriedigen, wer die Freuden eines Urhordenchefs nacherleben möchte, so könnten Sie einwenden, dürfte nicht in der ganzen Welt herumreisen, sondern müsste sich bei seinen Aktivitäten auf ein bestimmtes Revier und auf eine bestimmte Personengruppe beschränken,
Mittwoch, 5. Oktober 2011
Purpur, siehe, er dürfte sich keinesfalls mit einem einzigen geliebten Weibchen begnügen, eine Reise mit einer einzelnen Geliebten ist völlig artfremd, wäre zu sagen, eine Reise müsste eine Reise mit einer grösseren Gruppe sein, eine personenbezogene Liebe, so wie wir sie heute kennen, würde in einer Urhorde sehr stören und wahrscheinlich zum raschen Untergang führen, so müsste man argumentieren, immerhin kann man dazu sagen, dass der Einwand mit dem Reisen entkräftet werden kann, as friends and other strangers,
die Urhorden reisten ja auch, wie anders wäre unsere irrsinnige Reiselust zu erklären, wenn die Urhorden nicht auch grosse Distanzen zurückgelegt hätten, wir müssen annehmen, dass die Urhorden nicht nur unter dem Druck der Verhältnisse reisten, sondern auch aus reinem Vergnügen, wobei dieses reine Vergnügen natürlich auch wieder eine evolutionäre Programmierung darstellt, die Art musste sich ja ausbreiten, jede Art muss sich ja ausbreiten, ob es ihr nun an einem Ort gefällt oder nicht, und Glanz, schwerer aber, mein Lieber, Sie gestatten, dass ich Sie so nenne, wiegt Ihr Einwand bezüglich der Anzahl der Partnerinnen, aber auch diese Frage lässt sich befriedigend beantworten, warten Sie, allerdings, hinderem Hus,
vorem Hus, welche Ruhe, welcher Frieden, aber in der Ferne, weit weg, hören wir den Lärm der Millionenstadt, ein erhabenes Brummen, alles rast dort, alles ist in Bewegung, alles brandet, Millionen Menschen in Millionen von Fahrzeugen, ungeheure Energien suchen sich ihren Weg, Massenenergien, es kommt ein Unglück über das andere, und wir denken daran, dass alle diese Massenenergien in vergleichsweise harmlose Kanäle gelenkt werden müssen, wenn kein Unglück geschehen soll, das Wahlrecht, das Parteienwesen, der Parlamentarismus, der Justizapparat, die komplizierten Bürokratien, die Zeitungen, das Fernsehen nehmen diese Bewegung auf, dämpfen die Unruhe, glätten die Wellen, aber nie vollständig und nie definitiv, immer irgendwie unzureichend, und es braucht immer kühnere und komplexere Konstruktionen, um die Elemente unter Kontrolle zu halten,
from their fates, die Zyklopenbauten, die man zu diesem Zweck in jahrhundertelangen Bemühungen errichtet hat, sind längst so gross und komplex geworden, dass wir den Ueberblick verloren haben, von Kontrolle kann keine Rede sein, es gleicht alles einer veralteten, gigantischen Industrieanlage, in rostigen Röhren zischt der Dampf, in grossen Trögen warten Säuren auf den Abtransport, Funken sprühen, Kräne knirschen, Kräne schwanken und gehen kaputt, mached mer Ringeltänzli, der Park ist vielleicht ein Versteck, es gibt nämlich Ermüdungen des Geistes, Überforderungen, ein Zuviel an Zumutungen, das Gefühl des nahen Endes, et emittam furorem meum in te,
Sonntag, 2. Oktober 2011
und wir haben immer dieses Gefühl des nahen Endes, dem wir nicht gewachsen sind, der Instinkt zwingt uns, ein Versteck zu wählen, eine Parkbank, ein Gebüsch, und ein Tuch über das Gesicht zu ziehen, s' Osterhäsli luegt is zue, ja, Fortschritt, ja, Aufklärung, Fortschritt und Aufklärung bestehen darin, dass wir die Dinge einmal mehr genauer untersuchen, Schleier ein weiteres Mal entfernen, Masken und Verkrustungen wegreissen, oh, das tut weh, wir müssen das gute Menschentier ein weiteres Mal kränken, nach Kopernikus, nach Darwin, nach Freud, scheidender Sonne hinweg,
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