Samstag, 31. Dezember 2011

unser Lieblings­wort ist verreckt, mit seiner Hilfe verstär­ken wir alle Empfindun­gen, vieles ist demnach ganz verreckt schön, verreckt laut, verreckt gross, und wir erörtern die verreckt vielen Eintra­gungen in unse­ren verreckten Agenden, die der Nachwelt zei­gen, wie oft und wie verreckt es uns kam, hath not ceased to kiss my feet, diskutiert werden muss im übrigen immer wieder zwanghaft die Frage, ob es den Frauen wirklich kommt, oder ob sie nur so tun, als ob es ihnen käme,

siebzig Prozent aller Frauen täu­schen den Or­gasmus vor, so lauten gewisse Theorien, die bis jetzt noch nicht wi­der­legt werden konnten, vielleicht täuschen sie nicht nur die Or­gasmen vor, sondern überhaupt alle Gefühle, es ist möglich, dass die Frauen selber keine Gefühle haben und sich nur dar­auf be­schränken, in an­deren Gefühle hervorzurufen, um sie so­dann amüsiert oder überrascht oder mit gespielter Überra­schung zur Kennt­nis zu nehmen,
all except the Gates of Eden, ein ganz Grosser hat sich, wie wir gelesen haben, regelmässig soulagiert und dar­über in ei­nem be­sonderen Staatskalender Statistiken geführt, Rosinkager, es gibt Dinge, von denen wir nicht wissen, ob wir sie sa­gen sollen oder nicht, sagen wir zu unserer Freundin, es gibt Fälle, antwortet sie, wo man die allergeheimsten Gedanken, die man hat, mittei­len muss, und es gibt Fälle, wo man diese Ge­dan­ken unter keinen Um­ständen verraten darf und für immer und ewig für sich behalten muss,
mig med, der Quastenflosser lebt seit 200 Millionen Jahren in den Tiefen des In­dischen Ozeans in völliger Dunkelheit, als sich ihm im Jahre 1987 erstmals in seiner Ge­schichte ein Tauchboot nä­herte und er in gleissen­des Scheinwerferlicht getaucht wurde, liess er sich nicht aus seiner Jahrmillionen­ruhe bringen und führte wei­terhin mit seinen vielen son­der­baren Flossen kompli­zierte Dreh- und Wendebe­we­gungen aus, die unter anderem zu einem minutenlangen Kopfstand führten, schau,
mindestens zehnmal im Tag, capite meo, warum werden bei uns in den Ehebetten die Bewe­gungen be­stimmt, die wir machen dür­fen, warum lesen wir in der Spalte unserer Landes­se­xualbe­rate­rin, dass sich ein Mann bei ihr beklagt, weil ihm seine Frau alles vor­schreibt, was er im Bett ma­chen darf oder soll, sie be­stimmt den Zeit­punkt, wann er in sie ein­dringen darf,

Dienstag, 27. Dezember 2011

erst wenn sie seinen Schwanz nimmt und ei­genhändig in ihren Schlitz einführt, darf er, worauf sie dann erst noch die Be­wegun­gen bestimmt, die Art und den Rhythmus der Bewegungen, sie mache die Bewegungen, so schreibt er, für seine Begriffe viel zu langsam, er hätte es gerne schneller, und er dürfe nie kommen, bevor es ihr gekommen sei, et dextera illius, immerhin kommt es ihm und ihr, das ist nicht nichts, was will er sich da bekla­gen, das ist ja ganz schön viel, das muss man sehen, so­weit ich es beurteilen kann, führen die beiden somit ein eher über­durch­schnittliches Sexual­leben,
aber was antwortet die Tante Marta, ty jag är sjuk av kärlek, sie denkt wie du, er solle froh sein, dass sie so aktiv ist und sich be­wegt, er solle doch ein­fach aufpassen, dass es ihm nicht so schnell komme, ein Mittel ver­wen­den, einen Spray, wenn es Pro­bleme gibt, weiss sie immer gleich ein Mittel, eine Salbe, einen Spray,

Samstag, 24. Dezember 2011

schau, das ist richtig so, was will der Kerl mehr, kann er sich nicht mit die­sen Umstän­den abfinden, diesen alles in allem doch recht geilen Umstän­den, was muss er überhaupt der Se­xualberate­rin schrei­ben, ein biss­chen Un­terdrückung tut ihm ganz gut, wenn wir schon in allen anderen Le­bensbereichen unsere Freiheit ge­opfert ha­ben, so soll uns doch nicht plötzlich ein sexuelles Freudchen an die Freiheit erinnern, hath not ceased to kiss my feet,

wie dem auch immer sei, was mich betrifft, so kann ich einer derart geregelten Tropfenzähler-Sexualität nicht viel ab­ge­win­nen, men hun ophørte ikke, wenn ich nicht wüsste, dass das, was wir in den letzten zehn Jah­ren heimlich aufgeschrieben haben, einmal umge­wandelt als kon­kreter Kampf, als Praxis und Rache zum Vorschein kom­men würde, hielte ich das Leben nicht mehr für lebens­wert und müsste verzwei­feln,
med at kysse mine fødder, und ein Künstler wird uns immer in Erinnerung bleiben, der sich mit einer seiner Freundinnen nackt vor einer aufge­spann­ten Bett­la­ke photografie­ren lässt, einem grossen weissen Tuch, das vol­ler Flecken ist, und bei jedem Fleck hängt ein Zettelchen, auf wel­chem der Name der Frau zu le­sen ist, die beteiligt war, als die Flecken entstanden sind, die kleine Nackte, die neben dem Tuch steht, weist auf einen noch nicht beschrifteten Fleck hin, es ist der ihre, elle est très fière de sa tâche, so lautet der Kommentar dazu,

Mittwoch, 21. Dezember 2011

und wir erin­nern uns an ein anderes Tuch, einen grossen grü­nen Bettüberwurf, den eben­falls zahlreiche Spuren von Glück und Erfüllung schmückten, aber diese hörte nicht auf, er be­deckte ein gros­ses französisches Bett im Wohnzimmer, und die Be­sucherinnen verstanden naturgemäss sofort, woher die tâches ka­men, und waren meist ganz er­heblich be­eindruckt von diesen un­übersehba­ren und offen und stolz zur Schau gestellten weiss­lichen Flecken, und sie stellten sich die Szenen vor, die sich hier abgespielt haben mussten, lei­denschaftli­che Sze­nen, dachten sie, Sperma, Ströme von Sperma,
und neidische Blicke ruh­ten auf der Frau und ihrem so hitzigen Freund, wievielmal am Tag er sie wohl auf dieses grüne Paradies wirft, zehnmal, denken die Besucherinnen, zehnmal, oder ist sie es, die so hitzig ist und ihn auf den Überwurf zerrt, hun holdt ikke op, wir staunen über das Format der Mücken, warum sind sie so klein, warum sind ihre Rüssel nicht saugkräftiger, warum sind sie nicht zwei Meter lang und so be­schaffen, dass die Riesenmücke einen Menschen in einer Se­kunde tot­saugen kann, ist in die­sem Um­stand nicht eine geheimnisvolle Ver­schwörung zu sehen, gegen den Men­schen, meine ich, die Men­schen wünschen sich nämlich gros­se Vögel, die sie, wenn nicht vernichten, so doch zumindest gewaltig bicken könnten,
dass euch der Güggel bicke, so verwünschten die alten Schweizer ihre Mit­menschen,


amplexabitur me, dass euch der Gugger hudle, so schrien sie, fra jeg kom herind,
und wir möchten uns in Basel mit einem dieser Basler Philoso­phen, die jetzt, bei unserer Durchfahrt, gewiss bereits schlafen, über die Notwen­digkeit von mög­lichst ver­rückten Privat­religio­nen unterhalten, es ist ja bekannt, dass im ge­sellschaftlichen und politi­schen Le­ben immer viel Vernünftigkeit gefordert wird, immer viel grässliche Ra­tionali­tät, wir haben uns vernünftig zu verhal­ten, an­ständig, bere­chenbar, alles hängt von diesem winzi­gen Quantum Ver­nunft ab, Frieden-Freiheit-Gerech­tig­keit, der Sozi­alstaat, die Ener­gie­versorgung, die Demokratie, thi jeg er syg af kærlighed,

Montag, 19. Dezember 2011

wir lieben aber diese Rationali­tät nicht, wir sind nicht dafür ge­schaffen, wenn wir ihr folgen, fehlt uns so­fort etwas, wir fühlen uns unwohl, es ist, wie wenn wir nicht mehr richtig leben wür­den, wir möch­ten doch zaubern, wir möchten rebellie­ren, siegen, träumen, quälen, brennen, verun­fallen, retten, ver­schwenden, untergehen, auftauchen, singen, spielen,
wenn es nicht ge­lingt, diese Bedürfnisse in Künsten oder Re­ligionen auszu­le­ben, und das gelingt uns zurzeit nicht, fahren diese unbe­re­chenbaren Geister eben in die Bereiche, wo sie nichts zu suchen ha­ben, ich gebe dir heute die Macht über Völker und Reiche, dann haben wir eine aben­teuerliche Rot­licht-Politik, Magier und Kriegshelden in der Verwaltung, Priester und Märchener­zähler in den Regie­run­gen, Hexen und Schama­nen in den Parlamen­ten, Ko­bolde in den Uni­versitäten, Karne­valsmasken in den Medien,
dann wird in der Öffentlichkeit ausgelebt, was in die Kirchen ge­hört, in die Hinter­zim­mer oder Schafzimmer oder Kerkerzellen oder in die Thea­ter, wenn alle überall spinnen dürfen, kann man im übrigen die Kultur getrost ver­gessen, hans venstre, wen trifft man denn dort noch an, vielleicht flüchten sich ge­rade die Braven und Fleissigen und Langweiligen in die Kultur, und sind dort sauber und kor­rekt, wo es nicht nötig wäre, er under mit hoved,

Sonntag, 18. Dezember 2011

nur noch ein Gott kann uns retten, und die einzige Möglichkeit einer Rettung besteht darin, uns durch Denken und Dichten und Singen vorzubereiten für die Erscheinung des Gottes oder für die Abwesenheit des Gottes im Untergang, wenn er nicht da ist, wenn wir untergehen, ist er vielleicht doch da, als ein Abwesender, und wir werden nicht einfach bloss verrecken, sondern vor dem Angesicht des abwesenden Gottes untergehen, um auszureissen, er hebi grad möse weglaufe, er hebi nur ganz churtz chöne zuelose,

es segi so schtarch gsi, es segi ganz unheimlich gsi, sii segi imm nanie so unheimlich vorcho we a dem Tag, hans højre tager mig i Favn, durch Singen und Tanzen und Trommeln vorzubereiten für die Erscheinung des Gottes, For Those Who Love, die Städte empfingen ihn mit Opfern und Altären, er liess sich auch Kränze aufsetzen und nahm an ausschweifenden Gastmälern teil, wo er in der toga triumphalis erschien, während Victorien mittels raffinierter Konstruktionen auf ihn herunterschwebten und ihm goldene Trophäen und Kränze reichten, dazu sangen Frauen- und Knabenchöre Siegeshymnen,
relationships of ownership, die Tiere neigen dazu, schmerzende Stellen am Körper zu lec­ken und zu be­trachten, jeg besværger eder, Sicherheitsstreifen, Lichterchen, Nebel, Sterne, Felder, Umleitungen, Potenzen, Dröhnen, Wimmern, Hüte, Gewehre, Klagegesänge, ein weissglühender Negativstern erscheint, Stimmen wispern, schlechte Nachrichten, flüstern sie, sehr schlechte Nachrichten,
Schmerzgeister sind wir, sagen sie, Schmerzstoffe, wir müssen zirkulieren, hört, ihr geldgierigen Schwätzer, ihr Bierzeltredner, hört, ihr schwätzt von Minderheiten und vom Schutz dieser Minder­hei­ten, aber ihr meint damit immer nur euch selber, jeder von euch ist ei­ne Min­der­heit, eine selbstverständlich höchst empfind­liche und höchst schützens­werte Ich-Minderheit, um auszureissen und einzureissen, aber dass es noch viel emp­find­lichere und viel schüt­zenswerte­re Min­derheiten gibt, das entgeht euch, wie euch ja überhaupt viel entgeht, they whisper in the wings,
es gibt Kinder, noch immer, und diese Kinder brau­chen Liebe und Ver­ständnis, aus die­sen Kindern sollte etwas wer­den, gute Men­schen sollte es aus ihnen geben, nütz­liche Glie­der einer Gemeinschaft, to those condemned to act accordingly, dürfen wir euch für einmal sagen, über was zu reden wäre, dass niemand mehr wirklich arbei­tet, sondern alle nur noch schwätzen und faulenzen und so tun, als ob sie arbei­ten wür­den, darüber wäre zu reden,
wherefore I say, dass sich alle Bindungen auflösen, dass die Leute den Anstand verlo­ren ha­ben, dass sie in aller Oeffentlich­keit gäh­nen, lange und ge­müt­lich, ohne die Hand vor den Mund zu halten, das wäre zu be­denken, Jerusalems Døtre, und dass nie­mand mehr körperliche Strapazen auf sich neh­men kann, und dass man das, was jetzt geschieht, hat kom­men sehen, seit lan­gem hat kommen sehen, haec visio similitudinis gloriae Domini,

Mittwoch, 14. Dezember 2011

und dass keine Führung mehr mög­lich ist, insbe­sondere keine politische Füh­rung, dass die Politiker keine Funktion mehr haben, dass sie einen neuen Adel bilden, der nur noch an sich selber denkt, et vidi et cecidi, mit Recht natürlich, weil auch der Bürger nur noch an sich sel­ber denkt, in faciem meam, dass sich die Ille­galität explosi­onsartig ausbrei­tet, dass Fälscher gegen entspre­chendes Entgelt fast jede Art von Doku­ment fa­brizieren, dass euer schöner Pass und eure Ge­burtsurkunde vielleicht gerade jetzt in die­sem Mo­ment fabri­ziert werden,
wer weiss das, and wait for succeding kings, dass nun sogar die Gartenzwer­ge in den Gärten gestohlen wer­den, dass der Staat vor der Gewalt kapi­tuliert hat, dass man bei je­nen, die kommen, im­mer öfter Waffen findet, ved Gazeller, rechtsfreie Räume gibt es und immer mehr Verbrechen, die nicht mehr aufge­klärt werden, et audivi vocem loquentis et dixit ad me, die Kin­der sind nicht nur auf dem Schulweg, sondern auch im Schul­zimmer gefährdet, die Lehrerinnen und Lehrer gefährden sie nicht an­ders als die Drogen­händler,
und die Poli­zei rückt im­mer zu spät an, and I try to harmonize with songs, Leute wer­den auf offener Strasse grundlos zu­sammenge­schlagen, sie wehren sich nicht etwa, sie versuchen nicht, zu ihrem Recht zu kom­men, sie verkriechen sich voller Schuldgefühle, es befallen sie die schändlichsten Schuldge­fühle, Gott hat sie gestraft, sie denken, dass sie die Schläge und die Fusstritte verdient hätten,

Freitag, 2. Dezember 2011

I say to thee, niemand kann sich vor­stellen, was alles ka­puttgemacht wird, nur die Sicher­heits­kräfte halten die Sachen zusammen, sie garantieren eure Schöngeistigkeit, ob ihr das wahrha­ben wollt oder nicht, eure mickrigen Gesinnungs- und Gewis­sensidyl­len ver­dankt ihr dem Tränengas und dem Gummischrot der Si­cherheitskräfte, zu vernichten, auch wenn viel getan wird, um diesen tüchtigen Leuten Hin­dernisse in den Weg zu legen, so sind sie noch immer ein­satz­bereit und retten jene, die es gar nicht verdienen, gerettet zu wer­den,


 
retten die Gemütskitschfabri­kanten, fili hominis sta supra pedes tuos, noch etwas über die Politik, über den Staat, über die Medien, nein, reicht es Ihnen, et loquar tecum, haha, Sie mögen das gar nicht hören, aber wir fahren gleichwohl weiter, hört, Politiker sind in die Südsee geflogen, um die Auswirkungen des Ozonlochs im süd­ostasia­tischen Raum zu studieren, her sins which are many are forgiven, es haben alle ausnahmslos das Gefühl für die Realität verlo­ren, jede reali­stische Politik ist unmöglich ge­worden, die Politik wird nur noch von Tag zu Tag ge­macht und besteht nur noch aus dem Herun­terbeten von Be­schwö­rungsformeln,
der Staat hat den Drogen­krieg verloren, er hat überhaupt die Kontrolle verlo­ren und ist nur noch damit beschäftigt, die armen Menschenkinder über diesen Zustand hinwegzu­täuschen, et ingressus est in me spiritus, dafür ist ein Heer von Politikern, Beamten und Medienleuten tätig, die alle nur noch Fernseh-Moderatoren sind, nicht viel mehr als besonders prä­parierte Lei­chen, sie ha­ben die Aufgabe, für das Beste­hende die Akzeptanz zu sichern, und sie tun dies, indem sie unaufhörlich reden,
the lonesome sparrow sings, aber was sie sagen, bedeutet nichts mehr, vergesst die politi­sche Moral, es gibt sie nicht mehr, auch das Politi­sche könnt ihr verges­sen, es gibt das Politische nicht mehr, es gibt die Ge­sellschaft nicht mehr, sie ist zerbrochen, zer­malmt, zerflossen, postquam locutus est mihi, man lässt jetzt die Kri­sen willentlich her­anrei­fen, man will die Pro­bleme nicht lösen, weil man sie be­nötigt, um sie den Gegnern um die Ohren zu schlagen, und die Wissenschaften,