Mittwoch, 30. Mai 2012

viele schauen auch nur zu, gehen auf den Wegen, die seitlich verlaufen, unter den Bäumen, wo wieder viele Bänke stehen und wieder viele Denkmäler, wir möchten diese Denkmäler erforschen, an wen oder was wollen sie erinnern, wir möchten das wissen, Miguel Moya, Periodista, lesen wir und wissen nicht, was ein Periodista ist, und wenn uns zweifelhafte Stimmungen befallen wollen, so gibt es tausend Orte, wo wir hingehen können und wohin uns die Stimmungen uns nicht zu folgen vermögen,


denn nahe ist der Tag des Herrn, zum Beispiel in den Rosengarten, im Park der spanischen Könige gibt es einen grossen Rosengarten, man findet ihn kaum, weil der Park so gross ist, und wenn man ihn gefunden hat, ist man ganz allein auf den kunstvoll angelegten, kreisförmigen Wegen, non quiescam donec egrediatur, und man atmet Rosenduft, einen dichten, starken, betörenden Duft und setzt sich auf eine grosse, schöne, von der glühenden Sonne erwärmte Steinbank,

Montag, 21. Mai 2012


und immer ins Ungebundene gehet eine Sehnsucht, wenn uns Sehnsüchte erfüllen, gehen wir zu einem Denkmal und studieren es, Campanaor, so steht auf einem der herrlichen weissen Erinnerungszeichen, Campanaor, 1817 bis 1901, ein Herr, sitzend, ein Buch in den Händen, und um ihn die Familie, eine Frau und zwei Töchter, und wir können uns an diesem Bild nicht sattsehen,
vieles aber ist zu behalten, wir haben unaufhörlich das starke Bedürfnis, unsere Gedanken zu entschuldigen und abzuschwächen, sie werden bestürzt, wir denken, sie könnten verletzen, es erträgt sie vielleicht nicht jeder, denken wir, es gleicht ja jeder einem kleinen Kartenhaus, das bei der kleinsten Erschütterung zusammenfällt, und not die Treue,
hinein, hinaus, sagten wir, vorwärts aber und rückwärts, und aufgehängt sind unsere Arbeiten, die gegenwärtigen Arbeiten, dort, was Sie dort sehen, was dort hängt, betrifft eine Reihe von Problemfällen, die wir bearbeiten, min sjel var ute av sig selv over hans ord, er hebi es Buech gschribe über sii, das Buech hetti sellä tuusig Siite ha, es segid aber meh als tuusig Siite worde, es segid schliessli tuusigfüfhundert Siite wordä,

Donnerstag, 17. Mai 2012

und alles, wo uff denä tuusigfüfhundert Siite stöchi, beträffi immer sii, er spini glaub echli, er spini warrschinndli, Krämpfe und Wehen erfassen sie, Rubriken mancher Art deuteten auf den verschiedensten Inhalt, Einsicht und Ordnung leuchtete hervor, jeg lette efter ham,

                                                   



wir wollen den einen und den anderen etwas anders haben, und die eine und die andere anders, weicher, weniger launisch, weniger hässig, freundlicher, treuer, diese Arbeit dort, das schwarze Fläschchen, betrifft einen Menschen, der uns nicht so grüsst, wie wir gerne gegrüsst würden, wie Gebärende winden sie sich, die Hauptarbeit aber, die komplizierte Anordnung dort hinten, an der Wand, bewirkt, dass ein Mensch genau so bleibt, wie er ist, wollen wir nicht sehn,

Mittwoch, 16. Mai 2012

das ist eine wahnsinnig schwere Arbeit, einen Menschen in einem gewissen uns ideal erscheinenden Zustand zu erhalten, dafür wenden wir viel Zeit auf, sprechen Abende lang mit den zuständigen lwa, und es sind viele lwa zuständig,
man arbeitet ja immer von allen Seiten her auf Veränderungen hin, auf Verschlechterungen, men fant ham ikke, wir aber wollen keine Veränderungen, wir wollen, dass ein bestimmter Mensch genau so bleibt, wie er ist, in einem wunderbar idealen Zustand, jeder andere Mensch erscheint uns in keinem idealen Zustand, dieser Mensch aber ist vollkommen, ist heilig, ist in einem Zustand der Heiligkeit, aus welchem ihn keine Geister wegziehen dürfen, uns wiegen lassen, das bedeutet viel Arbeit,
es arbeitet keiner so viel wie wir, man denkt vielleicht, wir würden gar nichts arbeiten, aber wir arbeiten unendlich viel, Gleichge­wichts­arbeit, Beschwörung, wie auf schwankendem Kahne der See, was tun wir, wenn wir schweigen, müssen wir aufpassen, dass wir nicht zuviel schweigen,
das Schweigen gefällt längst nicht allen, Schweigen ist verdächtig, sustain me, man hat daher die Leute, die zu allem schweigen, nicht besonders gern, ausgenommen natürlich jene, die aus purer Dummheit und Unfähigkeit schweigen, solche gibt es auch, donec stabiliat et donec ponat, sie sind natürlich die Liebsten, von dieser Sorte sollte es mehr geben,

Dienstag, 15. Mai 2012

aber Kluge, die schweigen, lieben wir nicht, da ist es uns doch fast noch lieber, wenn sie reden, wenn sie reden, fällt es nämlich gar nicht so auf, weil auch viele andere reden, sustain me with grape-cakes, und diese vielen anderen reden soviel Dummes, dass das Gute darin verschwindet,

wir sehen dann gern, wie diese Gutes-Sagenden enttäuscht werden und verzweifeln und sich in ihrer Enttäuschung und Verzweiflung soweit verändern, dass sie sich den Dummen annähern und auch Dummes sagen und auch zu Unsinnsproduzenten werden wie alle anderen auch, so sind schliesslich letzten Endes doch alle schön gleich, alle sollten doch gleich sein, sowieso, und alle schön dumm, schön angenehm dumm,  einer starrt den andern an,
con focacce, das ist unser Wunsch, das ist unser Geheimnis, wir müssen es gar nicht laut sagen, jeder weiss es, wie aber Liebes, über allem, so sagen wir, schweben irgendwo unsichtbare Gestirne, die die Dinge so bewegen, wie sie sich eben bewegen, in früheren Zeiten waren diese Gestirne zumindest zeitweise zu sehen, es gab Kaiser, Päpste, Kardinäle, Kanzler, Kamarillas, Kapitalisten, Diktatoren, Fabrikanten,
support me, es gab Kirchen, Klassen, Parteien, Rassen, Schichten, Sonnenschein am Boden sehen wir, heute sind diese Mächte verschwunden, nur eine Riesenmenge von Schwachköpfen und Müden und Verwirrten läuft herum, wie Hunde sind sie, die ihre Herren verloren haben, wir erwarten aber, dass sich uns die Gottheit, die uns jetzt im Stillen regiert, gelegentlich offenbart, und trockenen Staub,

es gibt nichts auf der Welt, das so grausam und verschlagen ist, dass es auf die Dauer unsichtbar bleiben kann, jeg ropte på ham, auch die neuen Machthaber werden Fehler machen und an ihren Fehlern zugrundegehen, die neuen Herren werden sich zeigen, und heimatlich die Schatten der Wälder, so nehmen wir an, die neuen Herren haben insofern ein leichtes Spiel, als sie eine weiche Gesellschaft beherschen, wir sind leicht zu haben, billig zu haben,
und es blühet an Dächern der Rauch, aber bitte nicht zuviel Angst, die klugen Köpfe, die sich die Welt auf die Dauer unter den Nagel reissen könnten, gibt es nicht und hat es nie gegeben, ihre Gesichter erglühen wie Feuer, alle diesbezüglichen Anstrengungen sind über kurz oder lang gescheitert,

Freitag, 11. Mai 2012


bei alter Krone der Türme, die Individuen, die hier herumspazieren, sind momentane Kombinationen von Genen, die aus einem Generationen umfassenden gemeinsamen Pool stammen, eine Kombination, deren Erbmaterial sich rasch wieder im Pool auflösen wird, men han svarte mig ikke, die DNS eines Individuums besteht aus den ungefähr gleichen Beiträgen der Vorfahren vieler Generationen und wird sich ungefähr gleichmässig auf sämtliche künftigen Nachkommen verteilen, friedsam, was kommt es da auf den einzelnen an, es kommt gar nicht auf ihn an,

seine Sorgen, Nöte, Tugend, Grösse, Sanftmut, Seelenstärke, Verdienste sind nur das Beiwerk einer Übergangsphase, Stoiker und Epikureer, Mohammedaner, Buddhisten, Christen, Juden, Nazis, Weisse und Schwarze sind in erster Linie Gentransporteure, und blinde Lastesel der Natur, gut sind nämlich, was kümmert die Natur die Philosophie, die Kunst, die Politik, with citrons, diese Erscheinungen gehen unter, sie haben, verglichen mit dem grossen Gang der Evolution, keine Bedeutung, leva eius,

 
hat gegenredend die Seele, die Guten und Verständigen sind alle umsonst gut und verständig, die Bösen übrigens auch umsonst bös, ihre Werke hätten nur dann Bestand, wenn sie das menschliche Verhalten auf der Ebene des Erbmaterials erreichen würden, aber dieses Erbmaterial ist für uns Eintagsfliegen nicht formbar, ein Himmlisches verwundet,
wenn das, was wir sagen, falsch ist, so könnte doch etwas gewonnen werden, über die Entdeckung des Falschen kommen wir weiter, könnten wir weiter kommen, unter Umständen, des Herrn Wort erging an mich, Rosinkager, und so geben wir zunächst jedem Recht, der etwas behauptet, er soll es nur tun, und so energisch er es kann, auch wir reden und schreiben und können nicht anders, schön wäre es natürlich, wenn wir das Richtige erkennen und schreiben würden,

Sonntag, 6. Mai 2012


die Tageszeichen, man kann diesen Menschen zugute halten, dass sie die Fähigkeit zu bildlichen Darstellungen entwickelt haben, es scheint ihnen Vergnügen zu machen, wenn sie sich oder die Vorstel­lungen, die sie von sich und ihrer Welt machen, auf Bildern anschauen können, denn ich bin kranck, und sie haben offen­sichtlich eine Art von höherem Geistesleben entwickelt,


sie werfen nämlich diese Bilder nicht einfach weg, sondern sammeln sie sorgfältig, schützen sie vor dem Zerfall, bessern sie sogar aus und präsentieren sie in  riesigen, prunkvollen Gebäuden, den schönsten der Stadt, denn Schnee, und in unserem Heimatland spielen manchmal an den Abenden die Musiker, wie Maienblumen, wir fuhren in unserem kleinen Auto des öftern durch die Täler, auf der Suche nach der legendären kleinen Wirtschaft, in welcher sich die Musiker zu ihren Stubeten treffen,

Samstag, 5. Mai 2012

die Stubeten werden nicht angekündigt, die Musiker wollen kein Publikum, sie wollen nur für sich selber spielen und singen, das Edelmütige, und so steigen sie von Zeit zu Zeit von ihren Höfen und Alpen hinunter, und sie treffen sich in einem der seit langem geschlossenen, langsam verfallenden Gasthäuser, wo es seie,

sie treten durch die Tür, die niemand mehr schliesst, wischen wortlos den Staub von den Tischen, rücken ein altes Klavier zurecht, bedeutend, halten Getränke bereit, die Stube füllt sich, die Luft wird dick, es geht los, langsam zuerst, glänzet auf der grünen Wiese, man weiss ja kaum mehr recht, wie die Melodien gehen, erst langsam, dann schneller und immer schneller und lauter, der Alpen,

hälftig, da, es wird gesungen, geblasen und in die Saiten gegriffen, es wird gestampft, gejauchzt, gejodelt, es ist plötzlich nicht mehr Musik, sondern Zauberei, die esprits sind da, die Waldmenschen, die Alten, die nie da sind, sind da, vom Rossbödeli, von der Rotmatt, aus Achstenteuff, vom Kreuze redend, man spielt und hext und beschwört, das gesetzt ist, es ist wie in alten Zeiten, oder fast wie in alten Zeiten, es ist nur nicht ganz klar, ob die Kräfte genügen,

wer kam, ist alt, gekrümmt, weissbärtig, muss gar gestützt werden, viele, die früher kamen, immer kamen, sind schon tot, unterwegs einmal Gestorbenen, und die Jungen, die kommen sollten, kommen nicht, sie kennen alle diese alten Lieder und die tausend Melodien nicht mehr, sie lernen sie nicht, sie wollen sie nicht lernen, wo fänden sie denn auch die Zeit dazu, sie haben anderes zu tun, sie arbeiten und sparen Geld für einen Sportwagen, des Herrn Wort,


Freitag, 4. Mai 2012

Donnerstag, 3. Mai 2012

sie geben all ihr Geld dafür und rasen an den Abenden durch die kurvenreichen Bergstrassen, Acherli heisst es dort, Guggeli, Roggenloch, dort weht die Schweizerfahne, aber auch die Schweizerfahne hilft nichts, die Sachen gehen verloren, und mit den Liedern geht auch das Leben verloren, auf hoher Strass, auch die Geschäfte gehen im übrigen verloren, es kauft niemand mehr Aussteuern, ein Wandersmann geht zornig, es ist oft sehr still, aber in der Wirtschaft zum Schwert treffen sich die Outsider,

im Kampfanzug, mit Hunden, fern ahnend mit dem andern, manchmal sind wir traurig, wenn wir auf unserer Parkbank sitzen, weil wir denken, dass wir unter besseren Umständen ganz anderes denken könnten als das, das wir hier dahindenken, wenn wir nur Zeit hätten, einen Ort, Freunde, Flügel, wenn wir nur stark und mutig genug wären, aber wer könnte sagen, was dann gedacht würde,
etwas Besonderes, etwas Besseres, for I am sick with love, und wenn auch, es wäre doch alles nur ein beliebiger Zufall, jetzt ist es eben ein Mittelmässig­keits­zufall, anderenfalls könnte es vielleicht ein Kunst-Zufall werden, ein einigermassen verblüffender Kunst-Zufall, ein Philosophen­-Zufall, ein guter Zufall unter vielen anderen guten Zufällen, die alle auf ihre Art grossartig sind, aber auch verschroben und letzlich unbrauchbar, erging,

sub capite meo, die Welt würde nicht verbessert, wenn wir jetzt das Allerbeste je gedachte denken würden, dem Käfig, in dem wir stecken, können wir nicht entkommen, wir mögen noch so kunstvoll lärmen und studieren und die Welt erhöhen und mit Geistern beleben,
aber was ist dies, es ist im übrigen alles gedacht worden, was gedacht werden kann, seit langem, die Griechen haben es für uns getan, und es braucht keinen mehr, der sich noch weiter den Kopf zerbricht, am Feigenbaum, als wir einmal auf dem Heimweg sind, stehen auf dem kleinen Platz vor der Dorfkirche, der auch als Wendeplatz für den Ortsbus dient, zwei Männer, sie sind von Sorgen erfüllt und sehen sich fest in die Augen, was mich so verruckt macht, sagt der eine, das sind diese Asylanten, ist mein Achilles mir gestorben,